Emetikum
Plural: Emetika
Synonyme: Vomitivum, Brechmittel
Englisch: emetic
Definition
Ein Emetikum ist ein Medikament, das zum induzierten Erbrechen führt. Es wird zur primären Giftelimination nach Verschlucken einer potentiell toxischen Substanz appliziert.
Emetika
- Ipecacuanha-Sirup (Sirupus ipecacuanhae): Der Saft des Brechwurz enthält das Alkaloid Emetin, das die Magenschleimhaut nach oraler Aufnahme derart reizt, dass es zum Erbrechen kommt. Er wird auch bei Kleinkindern nach schwerwiegenden oralen Vergiftungen angewendet. Die Therapie kann innerhalb einer Stunde nach Aufnahme der potenziell toxischen Substanz eingeleitet werden. Die emetische Wirkung tritt mit einer Verzögerung von 20 Minuten ein und dauert bis zu einer Stunde an. Aufgrund des verzögerten Wirkungseintritts ist darauf zu achten, dass die Wirkung abgewartet wird, bevor Aktivkohle oder Antidote appliziert werden.
- Apomorphin: Es zählt zu den Morphin-Derivaten und wirkt als zentraler D2-Rezeptor-Agonist in der Area postrema und weiteren Anteilen des Brechzentrums. Es kann nur subkutan oder intramuskulär injiziert werden, seine Verwendung als Emetikum ist heute jedoch obsolet.
Die Induktion von Erbrechen mittels mechanischer Reizung der Rachenwand oder durch orales Verabreichen von Salzwasser ist heute ebenfalls obsolet.
Kontraindikation
Sollte eine Vergiftung mit flüchtigen Kohlenwasserstoffen oder mit ätzenden Substanzen vermutet werden, könnte ein induziertes Erbrechen dem Patienten mehr schaden als nutzen. Daher sollte bei einem solchen Verdacht von der Nutzung von Emetika abgesehen werden.
Bei Störungen der Vigilanz ist aufgrund der erhöhten Aspirationsgefahr ebenfalls auf das bewusste Herbeiführen des Erbrechens zu verzichten.
Weitere Indikationen
Emetika können auch zur beschleunigten Exkorporation von verschluckten Drogenpäckchen in der strafrechtlichen Verfolgung genutzt werden. Die Applikation unter Zwang mittels einer Magensonde ist in Europa verboten. Auch ohne Anwendung von Zwangsmaßnahmen ist die Verwendung von Emetika hier jedoch ethisch kritisch zu betrachten, zumal es in Folge von Komplikationen schon zu Todesfällen gekommen ist.
Von Personen, die an einer Essstörung leiden, werden Emetika missbräuchlich zur Gewichtsreduktion eingesetzt.
Risiken
Neben dem beträchtlichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust sowie der enormen Beeinträchtigung des Säure-Base-Haushaltes, führt die Verwendung von Emetika noch weitere Risiken mit sich. So kann es unter Nutzung des Ipecacuanha-Sirups durch den anhaltenden, starken Brechreiz zum Mallory-Weiss-Syndrom oder gar zum Boerhaave-Syndrom kommen. Zudem wirken die Inhaltsstoffe, Emetin und Cephaelin, des Brechwurz-Extraktes kardiotoxisch.