Mallory-Weiss-Syndrom
nach dem amerikanischen Pathologen George Kenneth Mallory (1900-1986) und dem ungarisch-stämmigen Arzt Soma Weiss (1898-1942)
Synonym: Mallory-Weiss-Läsion
Englisch: Mallory-Weiss lesion
Definition
Als Mallory-Weiss-Syndrom werden longitudinale Schleimhauteinrisse im Bereich des gastroösophagealen Übergangs bezeichnet. Im Gegensatz zum Boerhaave-Syndrom sind die Läsionen auf die Mukosa und Submukosa beschränkt.
- ICD10-Code: K22.6 - Mallory-Weiss-Syndrom
Epidemiologie
Das Mallory-Weiss-Syndrom ist für ca. 2-10 % aller stationären Aufenthalte aufgrund einer oberen gastrointestinalen Blutung verantwortlich. Männer sind dreimal häufiger betroffen.
Ätiologie
Das Mallory-Weiss-Syndrom entsteht durch Erbrechen, Würgen oder heftiges Husten. Es tritt gehäuft bei Alkoholikern mit vorgeschädigter Schleimhaut und im Rahmen einer chronischen Refluxösophagitis auf. Die Auslösesituation umfasst insbesondere den Zeitraum nach einem Alkoholexzess mit Erbrechen und damit verbundener Druckerhöhung im Magen und Ösophagus.
Klinik
Betroffene Patienten berichten über Blut im Erbrochenen (Hämatemesis) und Schmerzen im Epigastrium. Anamnestisch wird oft über ein vorhergehendes Erbrechen berichtet.
Die Blutung sistiert bei 80-90 % der Patienten spontan. Komplizierend kann es jedoch zu massiven Blutungen aus den Schleimhauteinrissen kommen, insbesondere bei Arrosion von submukösen Arteriolen.
Diagnostik
Die Diagnose kann durch eine Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) gesichert werden, welche auch eine direkte therapeutische Intervention ermöglicht.
Therapie
Akut blutende Läsionen werden endoskopisch unter wiederholter Spülung und Sichtkontrolle mit Clips oder Fibrinkleber gestillt. Weiterhin kann topisches Adrenalin verabreicht oder eine angiografische Embolisation durchgeführt werden.
Nur selten ist ein chirurgisches Vorgehen notwendig. Dabei werden größere Blutungen überstochen oder es erfolgt eine befundadaptierte Resektion von Anteilen des Magens.
Zur Überbrückung zwischen endoskopischem und operativen Eingriff kann in Ausnahmefällen eine Ballonsonde eingelegt werden. Dies sollte nur kurzfristig erfolgen, da Drucknekrosen und Perforationen drohen.