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Bosch-Boonstra-Schaaf-Optikusatrophie-Syndrom

Englisch: Bosch-Boonstra-Schaaf optic atrophy syndrome, NR2F1 neurodevelopmental disorder

1. Definition

Bosch-Boonstra-Schaaf-Optikusatrophie-Syndrom, kurz BBSOAS, ist eine seltene neuronale Entwicklungsstörung mit einer Kombination aus Sehschwäche und kognitiven Einschränkungen. Sie wurde erstmals 2014 beschrieben. Ursächlich sind Mutationen des Transkriptionsfaktorgens NR2F1.

2. Epidemiologie

Derzeit (2023) sind etwa 300 Fälle weltweit bekannt. Laut Schätzungen liegt die Geburtenprävalenz bei 1:100.000 bis 1:250.000.

3. Ätiologie

Grundlage der Erkrankung sind Mutationen des Gens NR2F1 auf Chromosom 5 an Genlokus 5q15. Das Gen kodiert für einen Transkriptionsfaktor, der die neuronale Proliferation und Differenzierung maßgeblich beeinflusst.

4. Genetik

Die Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt. Bis dato sind nur heterozygote Mutationen beschrieben, da homozygote Mutation nicht mit dem Leben vereinbar sind. Die meisten Fälle sind auf de-novo-Mutationen zurückzuführen. In seltenen Fällen liegt ein Keimzellmosaik vor.

5. Symptome

Der Phänotyp ist sehr heterogen. Im Vordergrund stehen eine Sehschwäche durch Atrophie bzw. Hypoplasie des Nervus opticus, Entwicklungsstörungen und kognitive Einschränkungen. Weitere assoziierte Symptome sind:

Zudem werden vermindertes Schmerzempfinden, außergewöhnliche Liebe für Musik, Alakrimie sowie ein stark verbessertes Langzeitgedächtnis beschrieben.

Umfassendere Analysen zeigen eine Korrelation zwischen verschiedenen genetischen Varianten und der Ausprägung der Symptomatik. Während komplette NR2F1-Deletionen einen milden Phänotyp zeigen, sind Punktmutationen in den zwei funktionellen Domänen von NR2F1 besonders folgenschwer. Da NR2F1 Homodimere bildet, wird bei heterozygoten Punktmutationen ein dominant negativer Effekt diskutiert.

6. Diagnostik

Die Diagnose wird durch eine molekulargenetische Untersuchung (Exom- oder Genomsequenzierung) gestellt.

7. Therapie

Derzeit (2023) ist keine kausale Therapie möglich. In vielen Fällen helfen jedoch Ansätze wie Physiotherapie, visuelle Therapie oder logopädische Unterstützung.

8. Literatur

  • Bertacchi, M., Tocco, C., Schaaf, C. P., & Studer, M. (2022). Pathophysiological Heterogeneity of the BBSOA Neurodevelopmental Syndrome. Cells , 11(8).
  • Schaaf, C., Yu-Wai-Man, P., & Valentin, I. (2022). NR2F1-Related Neurodevelopmental Disorder. In M. P. Adam, D. B. Everman, G. M. Mirzaa, R. A. Pagon, S. E. Wallace, L. J. H. Bean, K. W. Gripp, & A. Amemiya (Eds.), GeneReviews®. University of Washington, Seattle.
  • Rech, M. E., McCarthy, J. M., Chen, C.-A., Edmond, J. C., Shah, V. S., Bosch, D. G. M., Berry, G. T., Williams, L., Madan-Khetarpal, S., Niyazov, D., Shaw-Smith, C., Kovar, E. M., Lupo, P. J., & Schaaf, C. P. (2020). Phenotypic expansion of Bosch-Boonstra-Schaaf optic atrophy syndrome and further evidence for genotype-phenotype correlations. American Journal of Medical Genetics.
Stichworte: Entwicklungsstörung
Fachgebiete: Genetik

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