Bornavirus-Infektion (Katze)
Synonym: BDV-Infektion
Englisch: borna virus disease
Definition
Die Bornavirus-Infektion der Katze ist eine virale Infektionskrankheit, die durch das Bornavirus ausgelöst wird.
Epidemiologie
Das Bornavirus tritt bei Katzen in verschiedenen europäischen Ländern auf. Symptomatisch infizierte Tiere wurden v.a. in Schweden, Deutschland, Schweiz und Lichtenstein beobachtet. Die Seroprävalenz ist sehr unterschiedlich - sie schwankt bei gesunden Katzen zwischen 2 und 40 %.
Ätiologie
Das Bornavirus ist ein behülltes und sphärisch geformtes Virus mit einer Größe von ca. 80 bis 100 nm. Das Genom setzt sich aus einer linearen einzelsträngigen RNA mit negativer Polarität zusammen. Die Virusreplikation des neurotropen Erregers findet in den Zellkernen der Wirtszelle statt.
Pathogenese
Man geht davon aus, dass die Übertragung des Erregers auf die Katze durch den direkten Kontakt mit infizierten Trägern stattfindet. Zusätzlich soll auch eine Infektion durch Kontakt mit den Sekreten von Trägertieren möglich sein. Bei den infizierten Trägertieren handelt es sich meist um Kleinnager.
Klinik
Erkrankte Katzen entwickelt Gangstörungen, zeigen taumelnde Bewegungen und Schmerzen im kaudalen Rückenbereich. In manchen Fällen ist auch die Retraktion der Krallen nicht mehr möglich. Die Symptome verstärken sich in der Regel binnen weniger Tage, sodass die erkrankten Tiere meistens bei gleichzeitiger Entwicklung einer starken Hinterhandlähmung innerhalb weniger Tage bis Wochen versterben.
In einzelnen Fällen kommt es auch zur vollständigen Genesung. Subklinische Krankheitsverläufe sind ebenso möglich.
Immunologie
Katzen mit überstandener BDV-Infektion sind seropositiv und weisen im Blut CD8+-Zellen auf, die sich mit Bornaviren stimulieren lassen. Aufgrund dessen kann davon ausgegangen werden, dass eine erfolgreiche Immunantwort den Infektionsverlauf kontrollieren kann.
Pathologie
Bei erkrankten Katzen können makroskopisch kaum Veränderungen festgestellt werden. Als wichtigste mikroskopische Kriterien gelten perivaskulär auftretende Neutrophile im Hippocampus, Cerebellum und im Großhirn. Oftmals sammeln sich auch Plasmazellen in der Nähe von Neuronen an.
Diagnose
Aufgrund der unspezifischen Symptomatik ist eine sichere Diagnosestellung anhand der Klinik nicht möglich. Ein ähnliches Krankheitsbild ist auch bei anderen Infektionskrankheiten ausgeprägt, z.B. bei FIV, FeLV oder FCoV.
Durch den Nachweis von Antikörpern kann bei klinisch auffälligen Katzen die Verdachtsdiagnose erhärtet werden. Die Diagnosesicherung erfolgt mittels RT-PCR aus Blut, Serum-, Konjunktival-, Nasen- oder Enddarmabstrichen.
Therapie
Eine kausale Therapie ist bislang (2022) nicht verfügbar.
Zoonotische Bedeutung
Das Bornavirus verfügt über ein zoonotisches Potenzial. Bisher sind mehrere Fälle von klinisch signifikanten Erkrankungen bei Menschen beschrieben worden, die durch engen Kontakt mit Nagetieren (Züchter von Bunthörnchen) eine Enzephalitis entwickelt haben und innerhalb von wenigen Monaten verstorben sind.
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9