Synonyme: VUI-202012/01, VOC-202012/01, B.1.1.7
Die B.1.1.7-Linie ist eine im September 2020 entdeckte Variante von SARS-CoV-2, dem Erreger von COVID-19. Diese Variante breitete sich in den Folgemonaten rasch im Südosten Englands aus, wahrscheinlich durch eine höhere Infektiosität des Virus. Ein Schlüsselstellung nimmt dabei die N501Y-Mutation der rezeptorbindenden Domäne des Spikeproteins ein.
Die B.1.1.7-Linie wird auch unter den Namen VUI-202012/01 oder VOC-202012/01 geführt. VUI steht dabei für "variant under investigation", VOC für "variant of concern".
Die B.1.1.7-Linie verbreitete sich wahrscheinlich zunächst in England, wurde dann aber in mehrere andere Länder verschleppt. In Dezember 2020 wurde sie erstmals bei einem Patienten in Deutschland nachgewiesen, der einen Monat zuvor verstorben war. Er hatte sich bei seiner Tocher infiziert, die sich in England aufgehalten hatte. Mitte Januar 2021 war die Variante bereits in 22 europäischen Ländern verbreitet.[1] In den USA wurde die Virusvariante ebenfalls in mehreren Bundesstaaten identifiziert. Am 20. Januar meldete die WHO die Verbreitung der B.1.1.7-Linie in mindestens 60 Ländern.[2]
Die genauen Entstehungsmechanismen genetisch stark abweichender SARS-CoV-2-Mutanten sind noch nicht geklärt. Möglicherweise gehen sie von chronischen Infektionen bei immunsupprimierten Patienten aus, die teilweise Krankheitsverläufe über 2-4 Monate aufweisen. Auch die Gabe von Rekonvaleszentenserum in dieser Patientengruppe kann durch den erhöhten intraindividuellen Selektionsdruck zu einer erhöhten genetischen Diversität der Viren führen.[3]
B.1.1.7 ist durch insgesamt 23 Mutationen charakterisiert, von denen 17 relevant sind und 8 das Spikeprotein betreffen, darunter
sowie P681H, T716I, S982A und D1118H. Die wichtigste Mutation scheint N501Y zu sein, die zu einem Austausch von Asparagin (N) gegen Tyrosin (Y) an Position 501 der Aminosäuresequenz des Spikeproteins führt. Diese Mutation findet man auch bei der 501.V2-Variante von SARS-CoV-2.
Weitere Mutationen betreffen die Genabschnitte ORF1ab, ORF8 und N.
Die B.1.1.7-Linie zeichnet sich durch eine um etwa 70% erhöhte Infektiosität gegenüber ihren Vorgängern aus, möglicherweise aufgrund einer erhöhten Viruslast. Die Schwere des Krankheitsverlaufs scheint nicht beeinflusst zu sein. Ob die Mutationen Auswirkungen auf die Effektivität von COVID-19-Impfstoffen haben, ist derzeit (1/2021) nicht abschließend geklärt.[4]
Diese Seite wurde zuletzt am 20. Januar 2021 um 13:42 Uhr bearbeitet.
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