Afamelanotid
Handelsname: Scenesse®
Definition
Afamelanotid ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Melanocortin-Rezeptor-Agonisten, der vor allem zur Behandlung bestimmter Photodermatosen (z.B. EPP) eingesetzt wird.
Biochemie
Afamelanotid ist ein synthetisches Analogon des Melanozyten-stimulierenden Hormons α-MSH. Es handelt sich um ein Polypeptid, das aus 13 Aminosäuren zusammengesetzt ist. Die Sequenz unterscheidet sich in 2 Positionen vom natürlichen α-MSH. Methionin (Met) wurde durch Norleucin (Nle) ersetzt, L-Phenylalanin (L-Phe) durch D-Phenylalanin (D-Phe).
Substanz | Sequenz |
---|---|
α-MSH | Ser-Tyr-Ser-(Met)-Glu-His-(L-Phe)-Arg-Trp-Gly-Lys-Pro-Val |
Afamelanotid | Ser-Tyr-Ser-(Nle)-Glu-His-(D-Phe)-Arg-Trp-Gly-Lys-Pro-Val |
Wirkmechanismus
Der Wirkmechanismus von Afamelanotid entspricht dem des α-MSH. Der Wirkstoff bindet an den Melanocortin-1-Rezeptor der dermalen Melanozyten. Dadurch regt er die zelluläre Produktion von Eumelanin an und führt - unabhängig von einer UV-Exposition - zu einer verstärkten Pigmentierung der Haut. Darüber hinaus soll Afamelanotid entzündungshemmende Eigenschaften besitzen.
Pharmakokinetik
Afamelanotid hat eine längere Bindungsdauer an den MSH-Rezeptor als α-MSH. Es wird im Blut langsamer enzymatisch abgebaut und besitzt dadurch eine längere Halbwertszeit.
Indikationen
Weitere Indikationen sind Gegenstand klinischer Prüfungen (z.B. Lichturtikaria, Morbus Hailey-Hailey, Vitiligo).
Nebenwirkungen
- Hyperpigmentierung an der Implantationsstelle
- Verstärktes Hervortreten pigmentierter Hautareale
- Müdigkeit, Kopfschmerzen, Nausea
Bei Patienten, die in der Anamnese maligne Hautveränderungen aufweisen, wird ein regelmäßiges Screening der gesamten Hautoberfläche empfohlen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Schwere Hepatopathien, Leberinsuffizienz
- Niereninsuffizienz
- Schwangerschaft
Aufgrund mangelnder klinischer Erfahrung sollte Afamelanotid nicht bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Patienten > 70 Jahre verordnet werden.