Abkürzung: H
SI-Einheit: Sievert
Englisch: equivalent dose
Die Äquivalentdosis ist im Strahlenschutz eine Dosisgröße für die Strahlenexposition, welche die unterschiedliche biologische Wirkung von verschiedenen Strahlungsarten berücksichtigt. Sie dient somit der Quantifizierung von stochastischen Strahlenrisiken beim Menschen.
Trotz gleicher Energiedosis ist die biologische Wirkung verschiedener Strahlungsarten unterschiedlich. Diese Tatsache wird mit der Äquivalentdosis berücksichtigt, die grundlegend dem Produkt der Energiedosis und eines festgelegten Wichtungsfaktors entspricht. Da die Wichtungsfaktoren dimensionslos sind, gleichen sich die Einheiten von Energiedosis und Äquivalentdosis. Zur Unterscheidung wird die Energiedosis in Gray (Gy) und die Äquivalentdosis (sowie andere gewichtete Strahlendosen) in Sievert (Sv) angegeben. Früher wurde die Äquivalentdosis in Rem (roentgen equivalent man) angegeben, wobei 1 Sv 100 Rem entspricht.
Zur Quantifizierung der stochastischen Strahlenrisiken wird im deutschen Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) die Körperdosis als Äquivalentdosis verwendet. Da die Körperdosen jedoch nicht unmittelbar messbar sind, werden sie mithilfe von anderen Messgrößen (z.B. Dosismessgrößen) abgeschätzt.
Alphateilchen haben beispielsweise bei gleicher Energiedosis eine deutlich höhere biologische Wirksamkeit als Photonen (Gamma- oder Röntgenstrahlung). Man unterscheidet zwischen:
Strahlungswichtungsfaktoren stellen keine physikalische Messgröße dar, sondern sind rechtlich definierte Normen, die in der Strahlenschutzverordnung festgelegt sind. Sie sind somit nicht mit der experimentell bestimmten relativen biologischen Wirksamkeit (RBW) gleichzusetzen. Man unterscheidet nach dem Bericht Nr. 103 der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) folgende Strahlungswichtungsfaktoren:
Die Äquivalentdosis kann bei äußerer Strahlenexposition als Dosismessgröße (HR) zur Dosisüberwachung verwendet werden. Dabei wird als Wichtungsfaktor der Qualitätsfaktor verwendet. Man unterscheidet zwischen:
Die mittlere natürliche Ortsdosisleistung beträgt in Deutschland ca. 0,08 µSv/h mit einer Schwankungsbreite von 0,05 bis 0,18 µSv/h. Als untere Grenze des Kontrollbereichs ist eine Ortsdosisleistung von 3 µSv/h definiert, bei einem Gefahrenbereich gilt 25 µSv/h und bei einem Sperrbereich 3.000 µSv/h als Grenze.
Die Äquivalentdosis kann bei äußerer Strahlenexposition als Körperdosis dienen. Hierbei wird der Strahlungswichtungsfaktor verwendet. Man unterscheidet zwischen:
Die Organ-spezifischen Gewebewichtungsfaktor betragen z.B.:
Bei innerer Strahlenexposition (z.B. bei inkorporierten Radionukliden) existieren keine Dosismessgrößen. Als Körperdosen dienen:
Diese Folgedosen werden z.B. mithilfe von Dosiskoeffizienten unter Berücksichtigung des Strahlungswichtungsfaktors des Radionuklids, der biokinetischen Abläufe und der Stoffwechselvorgänge geschätzt.
Fachgebiete: Physik, Radiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 4. August 2021 um 11:17 Uhr bearbeitet.
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