Plötzlicher Herztod
Synonym: Sekundentod
Englisch: sudden cardiac death, SCD
Definition
Der plötzliche Herztod, kurz PHT oder SCD, ist ein unerwarteter Kreislaufstillstand. Man spricht von einem PHT, wenn der Tod bei einer augenscheinlich gesunden Person binnen einer Stunde nach Symptombeginn oder innerhalb von 24 Stunden nach bezeugter gesundheitlich guter Verfassung eintritt.
Bei Säuglingen vor dem ersten Lebensjahr spricht man vom plötzlichen Kindstod (SIDS).
Epidemiologie
Bis zu ca. 100.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an einem unerwarteten Herzstillstand. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Die Inzidenzen sind altersabhängig:
- Kinder und Säuglinge: 1/100.000 Personenjahre
- 20- bis 49-Jährige: 12/100.000 Personenjahre, davon
- 20 % hereditär bedingte Kardiomyopathien; häufigste Ursache bei Menschen < 35 Jahren ist die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) mit oder ohne Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts[1]
- 18 % Ionenkanalerkrankungen
- 5 bis 7 % Myokarditiden
- 1 bis 4 % Koronaranomalien; häufigste Ursache bei Menschen > 35 Jahren ist die ischämische Kardiomyopathie
- 50- bis 60-Jährige: 50 bis 60 /100.000 Personenjahre
- ab 80 Jahren: 200/100.000 Personenjahre, davon 80 % aufgrund einer koronaren Herzerkrankung
Ätiologie
Der plötzliche Herztod tritt infolge verschiedener kardialer Vorbelastungen ein. Ursächlich sind u.a.:
- Arrhythmien
- KHK (vor allem ältere Menschen)
- Kardiomyopathien[1]
- Herzinfarkt
- Herzmuskelentzündungen (z.B. im Rahmen von Virusinfektionen)
- Reizleitungstörungen (z.B. angeborene Fehlbildung)
- sonstige Herzerkrankungen
Bei keiner erkennbaren Herzveränderung kommen kardiale Ionenkanalerkrankungen als Ursache in Betracht:[2]
- Brugada-Syndrom
- Long-QT-Syndrom
- Short-QT-Syndrom
- Katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie
- Syndrom der frühen Repolarisation
Bei jungen Menschen, die keine Vorerkrankung haben, wird eine genetische Ursache vermutet.
Auslöser
Extrakardiale Auslöser des plötzlichen Herztods sind zum Beispiel:
- physischer Stress (Übermüdung, Überanstrengung)
- psychischer Stress (Angst)
- Arzneimittelintoxikation
- Drogenabusus
- Elektrolytverschiebungen
- endokrine Erkrankungen
Plötzlicher Herztod bei Sportlern
Der Auslöser bei Leistungssportlern ist die körperliche Überbelastung. Die häufigsten Sportarten bei PHT sind:
- Joggen (Laufen)
- Triathlon
- Ballspielarten (Fußball, Basketball)
Ein Zusammenhang zwischen körperlicher Belastung bei unauffälligem Myokard und dem Auftreten des plötzlichen Herztodes konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Sehr wohl jedoch kann es durch sportliche Betätigung bei vorbestehenden myokardialen Veränderungen zur Triggerung von Arrhythmien und dadurch zum PHT kommen.
Symptomatik
Der PHT führt innerhalb weniger Minuten zum Tod. Typische Symptome sind:
- Beginn mit einer ventrikulären Tachykardie: Kammerflattern - Kammerflimmern
- Synkope
- kein Puls fühlbar (Arteria carotis communis)
- Atemstillstand
- Mydriasis
- Hypoxiezeichen (aschgraue Haut)
Prävention
Ist der Tod noch nicht eingetreten, kann die rechtzeitige und suffiziente kardiopulmonale Reanimation einen PHT verhindern. Als lebensrettende Maßnahme kommt dabei der Defibrillation der höchste Stellenwert zu. Nach einer geglückten Reanimation kann die Implantation eines Defibrillator-Systems (ICD) oder eine ursachenorientierte Pharmakotherapie erfolgen.
Als präventive Diagnostik werden verschiedene Herz-Kreislauf-Untersuchungen empfohlen, darunter [1][3]
Bei Kardiomyopathien[1] oder Ionenkanalerkrankungen[4] sind zusätzliche molekulargenetische Untersuchungen indiziert.
Abhängig von der Ursache des PHT sollte ein kardiologisches Screening sowie ggf. eine Primärprophylaxe bei engen Verwandten erwogen werden.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Arbelo E et al. 2023 ESC Guidelines for the management of cardiomyopathies. Eur Heart J. 2023
- ↑ El-Battrawy I et al. Ionenkanalerkrankungen als Ursache für den plötzlichen Herztod im jungen Alter. Dtsch Arztebl Int 2024
- ↑ Zeppenfeld K et al. 2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Eur Heart J. 2022
- ↑ Tfelt-Hansen et al. The '10 commandments' for the 2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Eur Heart J. 2023
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