Thiamazol
Synonym: Methimazol
Handelsnamen: Favistan®, Methizol®, Thyrozol® u.v.a.
Definition
Thiamazol ist ein Thyreostatikum aus der Gruppe der Iodisationshemmer. Chemisch lässt es sich als Thionamid, beziehungsweise als Thioharnstoff-Derivat charakterisieren. Der Arzneistoff ist außerdem die Wirkform des Prodrugs Carbimazol.
Wirkmechanismus
Thiamazol hemmt die Bindung von Iod an das Enzym Thyreoperoxidase. Dadurch wird die Bildung der aktiven Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) in der Schilddrüse unterbunden. Bereits gebildete und im Kolloid gespeicherten Hormone werden nicht beeinflusst, sodass erst nach deren Verbrauch die Wirkung eintritt. Dadurch kann der verzögerte Wirkeintritt von 1 bis 2 Wochen erklärt werden. Nach zirka 4-6 Wochen können Normalwerte erreicht werden.
Indikation
- Hyperthyreose
- Vorbereitung einer Operation oder Radioiodtherapie
- thyreotoxische Krise - in diesem Fall wird intravenös appliziert
Anwendung
Thyreostatika im Allgemeinen sollen kurz angewendet werden, um einen möglichen Funktionsverlust der endogenen Hormonproduktion der Schilddrüse nicht zu provozieren. Bei der Vorbereitung auf eine Operation oder Radioiodtherapie wird eine euthyreote Stoffwechsellage angestrebt. Die Anwendungsdauer beträgt in der Regel einige Monate bis zu einem halben Jahr. Eine bessere Steuerbarkeit der Therapie kann durch die zusätzliche Kombination mit L-Thyroxin ermöglicht werden.
Nebenwirkungen
- Allergische Reaktionen, die sich beispielsweise durch Fieber und Gelenkschmerzen äußern
- Blutbildveränderungen, wie Agranulozytose, Leukopenie oder Thrombopenie
- Dysgeusie
- Leberschädigung
Alle Thyreostatika können zu einer Erhöhung der Cholestaseparameter und konsekutiv zu einem cholestatischen Ikterus bis hin zu einer Hepatitis führen. Aufgrund der geringen Wahrscheinlichkeit eines cholestatischen Ikterus wird im Fall einer Erhöhung der Parameter eine Umstellung von Thiamazol auf Propylthiouracil empfohlen.
Kontraindikationen
- Schwangerschaft und Stillzeit: Thiamazol ist plazentagängig und geht in die Muttermilch über. Beim Fetus bzw. Säugling können Hypothyreosen und Strumen auftreten. Darüber hinaus ist eine Kombination aus einem Thyreostatikum und Schilddrüsenhormonen kontraindiziert.
- Unverträglichkeit gegenüber dem Arzneistoff
- Blutbildveränderungen
- Cholestase
- Myelosuppression