Phlegmone
von altgriechisch: φλεγείν ("phlegein") - brennen
Synonyme: Zellulitis, Cellulitis
Englisch: cellulitis, phlegmon
Definition
Als Phlegmone bezeichnet man eine diffuse eitrige Entzündung im interstitiellen Raum des Bindegewebes auf dem Boden einer bakteriellen Infektion.
Ätiologie
Meist liegt der Phlegmone eine Bagatellverletzung der Haut zugrunde, von der aus sich die Erreger per continuitatem in das Gewebe ausbreiten. Als weitere, seltenere Ursachen kommen hämatogene oder odontogene Infektionen in Frage. Letztere sind die häufigste Ursache für eine Halsphlegmone, die zu gravierenden Komplikationen führen kann.
Die verantwortlichen Erreger sind überwiegend Streptokokken und Staphylokokken (purulente (eitrige) Phlegmone), seltener Anaerobier (putride (faule) Phlegmone). Häufig liegt eine Mischinfektion vor.
Einteilung
...nach Verlauf
...nach Lokalisation
Pathologie
Zunächst ist eine Phlegmone kutan oder subkutan lokalisiert und geht mit den klassischen lokalen und ggf. allgemeinen Entzündungszeichen einher. Die Infektion führt im weiteren Verlauf zu einer eitrigen Einschmelzung des Gewebes, durch die es zu großflächigen Nekrosen kommen kann. Aufgrund des diffusen und infiltrativen Ausbreitungsmusters ist ein Übergang der Entzündung in benachbarte Weichteile und Muskeln möglich (inter- und intramuskuläre Phlegmone).
Komplikationen
Eine gefürchtete Komplikation bei der Infiltration von Muskel-/Sehnengewebe ist die nekrotisierende Fasziitis. Des Weiteren kann eine Abszessbildung an verschiedenen Lokalisationen stattfinden. Auch das Mediastinum und das Retroperitoneum können von einer Phlegmone infiltriert werden. Bei großflächigen Gewebsnekrosen besteht zusätzlich die Gefahr einer Sepsis.
Symptome
- Reduzierter Allgemeinzustand mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl
- Fieber > 39 °C
- Schmerzhafte, rötlich-livide, überwärmte Schwellung, die sich nur unscharf zur Umgebung abgrenzt. Im Gegensatz zum Erysipel steht bei der Phlegmone nicht die Rötung, sondern die Schwellung des betroffenen Bereichs im Vordergrund.
- Regionale Lymphadenitis
Diagnostik
Die Diagnose wird aufgrund des typischen klinischen Bildes gestellt. Im Labor findet sich eine Leukozytose, ein erhöhtes CRP und eine beschleunigte ESR. Bei der chirurgischen Eröffnung sollte Wundsekret für die Erregerbestimmung gewonnen werden.
Code | Bezeichnung |
---|---|
L03.- | Phlegmone |
L03.0 | Phlegmone an Fingern und Zehen |
L03.1 | Phlegmone an sonstigen Teilen der Extremitäten |
L03.2 | Phlegmone im Gesicht |
L03.3 | Phlegmone am Rumpf |
L03.8 | Phlegmone an sonstigen Lokalisationen |
L03.9 | Phlegmone, nicht näher bezeichnet |
Differentialdiagnose
Die wichtigste Differentialdiagnose ist das Erysipel, das sich im Gegensatz zur Phlegmone deutlicher gegenüber der Umgebung abgrenzt. Ein Erysipel kann jedoch in eine Phlegmone übergehen.
Therapie
Phlegmone können behandelt werden durch
- Antibiotikagabe in hohen Dosen. Cave: Durch die Schwellung des Gewebes und den Druck auf die zuleitenden Gefäße kann die Perfusion im betroffenen Bereich so herabgesetzt sein, dass keine hinreichende Wirkstoffkonzentration erreicht wird.
- Debridement (Wundsanierung) mit Ausräumung der Nekrosen, mehrfache Inzision bzw. breite Eröffnung
- lokale Antiseptika
- Wundspülung
- Wunddrainage
- Ruhigstellung
- Kühlung
Der Nutzen einer intravenösen Behandlung gegenüber oralen Antibiotika bzw. einer Behandlungsdauer von mehr als fünf Tagen konnte in einer Metaanalyse nicht belegt werden. Auch die Gabe von Antibiotika, die gegen MRSA gerichtet sind, zeigte keine Vorteile.[1]
Quellen
- ↑ Brindle, R.: Wlliams, O.M., Barton, E. et al.: Assessment of Antibiotic Treatment of Cellulitis and Erysipelas. A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Dermatology doi:10.1001/jamadermatol.2019.0884, published online June 12, 2019.
2. www.zm-online.de/artikel/2019/aligner-und-mini-implantate/dentogene-nekrotisierende-halsphlegmone ; 10.11.2024, 11:46 Uhr