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Muttermilch

Englisch: breast milk

1. Definition

Als Muttermilch bezeichnet man das bei stillenden Müttern in der weiblichen Brustdrüse (Mamma) produzierte Sekret zur Ernährung eines Kindes. Für die Neugeborenen stellt die Muttermilch die Hauptnahrungsquelle dar, bevor sie feste Nahrung zu sich nehmen können. Die Produktion von Milch nach einer Entbindung ist ein gemeinsames Merkmal aller weiblichen Säugetiere.

2. Zusammensetzung

Unter Einfluss von Hormonen wie Prolaktin (Milchbildung) und Oxytocin (Milchejektion) kommt es in der weiblichen Brust kurz nach einer Entbindung zur Bildung von Milch. Die Milch dient hauptsächlich der Ernährung des Neugeborenen, außerdem jedoch auch der Stärkung des Immunsystems. Die menschliche Muttermilch ist wie folgt zusammen gesetzt:

Zur Stärkung des kindlichen Immunsystems sind in der Milch Antikörper vom Typ IgA vorhanden, die gegen Krankheitserreger wirken können. Zudem besteht ein Teil der Kohlenhydratfraktion aus unverdaulichen humanen Milch-Oligosacchariden (HMOs), denen ebenfalls präbiotische und immunmodulierende Eigenschaften zugeschrieben werden. Außerdem enthält die Muttermilch die Gallensalz-aktivierte Lipase (BAL), die der Spaltung von Cholesterinestern in langkettige Fettsäuren und Cholesterin dient.

Weiterhin enthält Muttermilch eine Vielzahl lebender Organismen. Hierzu zählen neben den nicht-pathogenen Bakterienflora der Mutter auch potentiell pathogene Erreger (Bakterien, Viren, Mykobakterien und Pilze). Anzahl und Arten dieser Bakterien sind interindividuell unterschiedlich. In der Muttermilch sind auch Darmbakterien enthalten, die den Gastrointestinaltrakt des Neugeborenen besiedeln und zur Adaption des Immunsystems des Kindes beitragen.

3. Kolostrum

Die erste Muttermilch, etwa ein bis zwei Tage nach der Geburt, wird "Kolostrum" genannt. Sie gleicht eher einem gelblich-weißem Sekret. Durch den hohen Anteil an Immunglobulinen (Antikörpern) wird mit dem Kolostrum das fetale Immunsystem besonders gestärkt. 100 ml Kolostrum enthalten:

4. Stillen

Studien zufolge wirkt sich das Stillen nachhaltig positiv auf die körperliche Entwicklung des Kindes aus. So erkanken als Säugling gestillte Kinder auch Jahre danach seltener an Neurodermitis und Asthma bronchiale. Außerdem wird eine nachhaltige psychologische Wirkung des Stillens diskutiert.

5. Lagerung

Abgepumpte Muttermilch sollte bei Raumtemperatur innerhalb von 6 Stunden verbraucht werden. Gekühlt ist sie wie nicht-pasteurisierte Frischmilch maximal 5 Tage im Kühlschrank (bei 4 °C) haltbar, da die Keimbelastung bei steigender Lagerdauer zunimmt. Sie kann bei -20 °C eingefroren werden, verliert dabei jedoch einen Großteil ihrer Antioxidantien.

6. Spendemilch

Wenn die von der leiblichen Mutter produzierte Milch nicht ausreicht, z.B. bei Frühgeborenen, kann Spendemilch von anderen Frauen verwendet werden. Es gibt sogenannte Frauenmilchbanken, um die Verteilung der Spendemilch zu organisieren.

Im Vergleich zu Formulanahrung hat die Spendemilch den Vorteil, dass sie optimal zusammengesetzt ist um den hohen Energiebedarf von Frühgeborenen zu decken. Muttermilch senkt zudem nachweislich das Risiko für die nekrotisierende Enterokolitis und die Frühgeborenenretinopathie, was ein zusätzlicher Vorteil der Milchspende gegenüber Formulanahrung ist.

7. Labormedizin

7.1. Material

Für die Untersuchung werden 3 bis 5 ml Muttermilch in einem sterilen Gefäß benötigt.

7.2. Mikrobiologie

Muttermilch kann mit verschiedenen pathogenen und nicht-pathogenen Erregern kontaminiert sein. Um die Gefahr einer Infektion für den Säugling zu minimieren ist eine mikrobiologische Untersuchung der Muttermilch bei konkretem Verdacht auf eine Kontamination durchzuführen. Es gilt zu berücksichtigen, dass die Muttermilch auf der gesamten Transportstrecke von den Läppchen der Brustdrüse zum Mund des Neugeborenen verunreinigt werden kann. Insbesondere auf der neonatologischen Intensivstation sind Sicherheit und Infektionskontrolle ein wichtiges Thema.

Zu den wichtigsten pathogenen Erregern der Muttermilch gehören:

7.2.1. Bewertung

Bei normalen Keimen der Hautflora (z.B. Staphylokokkus epidermidis) mit Keimzahlen unter 1.000 pro ml kann der Säugling weiterhin gestillt werden. Werden pathogene Keime in der Muttermilch nachgewiesen, ist vom Stillen des Säuglings abzuraten.

7.3. Fremdstoffanalyse

Durch die Einnahme bestimmter Medikamente, den Konsum von Alkohol oder die Belastung der Mutter mit Umweltgiften kann die Muttermilch mit Fremdstoffen (Xenobiotikum) kontaminiert sein. Der Nachweis dieser Fremdstoffe aus der Muttermilch muss in Speziallaboren durchgeführt werden.

7.4. Hinweise

Die Risiken für den Säugling durch Krankheitserreger und Fremdstoffe in der Muttermilch sind für gewöhnlich sehr gering und stellen in der Regel keinen Grund für eine längere Stillpause oder ein Abstillen dar.

8. Literatur

Stichworte: Brust, Milch, Säugling
Fachgebiete: Geburtshilfe

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