Kleinwuchs
Synonym: Minderwuchs
Englisch: dwarfism
Definition
Kleinwuchs ist definiert als eine Körpergröße unterhalb der 3. Perzentile, meistens infolge einer verminderten Wachstumsgeschwindigkeit oder einer verkürzten Wachstumsdauer. Kleinwuchs wird vor allem im Kleinkindalter und im Zeitraum der Pubertät auffällig, da hier normalerweise größere Wachstumsschübe ablaufen.
Hintergrund
Die Endgröße ist unter anderem von genetischen Faktoren abhängig. Das bedeutet, bei kleinen Eltern ist es sehr wahrscheinlich, dass deren Nachkommen auch relativ klein sind. Um die Endgröße rechnerisch abzuschätzen, wird folgende Formel verwendet:
- Jungen: (Größe Vater + Größe Mutter)/2 + 6,5
- Mädchen: (Größe Vater + Größe Mutter)/2 - 6,5
Ursachen
Die Ursachen für Kleinwuchs sind vielfältig.
Normvarianten
Familiärer Kleinwuchs
Der Familiäre Kleinwuchs ist die häufigste Ursache für Kleinwuchs. Hierbei handelt es sich nicht um eine Erkrankung: die Eltern des Betroffenen sind klein und daher werden auch deren Nachkommen aufgrund genetischer Ursachen klein sein. Die Endgröße liegt im genetischen familiären Zielbereich.
Konstitutionelle Entwicklungsverzögerung
Die Konstitutionelle Entwicklungsverzögerung (KEV) ist mit ca. 27% die zweithäufigste Ursache für Kleinwuchs und tritt vor allem bei Jungen auf. Die Wachstumsgeschwindigkeit ist vermindert und das Eintreten in die Pubertät verzögert. Die Entwicklung erfolgt in der Regel "normal", nur eben verzögert. Da die Wachstumsphase verlängert ist, wird letztendlich eine normale Endgröße erreicht, wenn auch später als Gleichaltrige.
Oft tritt die KEV familiär gehäuft auf, das bedeutet, dass ein oder beide Elternteile ebenfalls betroffen waren. Daher ist die Familienanamnese für die Diagnostik sehr wichtig.
Das Knochenalter entspricht dem Längenalter.
Intrauteriner Kleinwuchs
- Alkoholembryopathie
- Pränatale Infektionen
- Plazentainsuffizienz: z.B. bei rauchenden Schwangeren
- Mangel- oder Fehlernährung der Schwangeren
- toxische Substanzen: z.B. Alkohol, Nikotin, Drogen
Skelettanomalien
- Rachitis: Hierbei lassen sich zudem die weiteren Rachitis-typischen Kennzeichen erkennen, beispielweise den rachitischen Rosenkranz
- Osteogenesis imperfecta: Eine genetische Störung des Kollagenaufbaus, bei der es zu häufigen Knochenbrüchen und darauffolgenden Deformierungen kommt
- Achondroplasie: Hier kommt es zu einem dysproportioniertem Kleinwuchs, d.h. einige Körperpartien sind stärker vom Kleinwuchs betroffen als andere (z.B. Arme, Beine)
Endokrine Störungen
- Störungen der Hypophyse: Mangel an Wachstumshormon (Hypophysärer Minderwuchs)
- Störungen der Nebenniere: Hypercortisolismus
- Störungen der Schilddrüse: Hypothyreose
Chromosomenstörungen
Syndrome
Auch im Rahmen einiger Syndrome kann es zu Kleinwuchs kommen:
- Prader-Willi-Syndrom
- Noonan-Syndrom
- Silver-Russell-Syndrom
- Williams-Beuren-Syndrom
- Dubowitz-Syndrom
- Bloom-Syndrom
- Pseudohypoparathyreoidismus
Stoffwechselstörungen
Sekundärer Kleinwuchs
- Mangelernährung
- Chronische Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts, der Niere, der Leber, des Herzens oder des Nervensystems
- psychosoziale Vernachlässigung
Diagnostik
- Anamnese: Fragen nach Schwangerschaftsverlauf, Geburt, Wachstumsverlauf, Entwicklung, Ernährung etc.
- Familienanamnese: insbesondere Körpergröße und Wachstumsverlauf der Eltern
- Feststellung von Körpergröße, Kopfumfang, Gewicht, Betrachtung der Wachstumskurve und der Wachstumsgeschwindigkeit
- Skelettalterbestimmung: durch Röntgen der linken Hand (bei Kindern unter 1,5 Jahren linkes Knie)
- Labor: umfassendes Blutbild, Schilddrüsenhormone, Wachstumshormon etc.
- Stimulationstests bei Verdacht auf isolierten Wachstumshormonmangel, z.B. Arginin-Belastungstest
- Endgrößenvoraussage
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache des Kleinwuchses. Manchmal ist keine Therapie verfügbar, z.B. bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen oder Skelettdysplasien, in anderen Fällen lässt sich die Grunderkrankung gut behandeln.
Liegt ein isolierter Wachstumshormonmangel vor, wird synthetisches Wachstumshormon bis zum Erreichen der Endgröße verabreicht.
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