Husten
Lateinisch: tussis
Englisch: cough
Definition
Als Husten bezeichnet man eine stoßartige Expirationsbewegung, die durch die Atemmuskulatur erzeugt wird und eine Reaktion auf Reizung der Atemwege darstellt.
Hintergrund
Husten ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom. Er kann u.a. durch verschiedene Krankheitserreger, Fremdkörper oder Schadstoffe verursacht werden. Auch psychischer Stress oder chronisches Sodbrennen können Husten verursachen. Ziel dieser körperlichen Reaktion ist die Reinigung des Atmungssystems bzw. der Luftwege.
Wird beim Husten Schleim ausgeworfen, spricht man auch vom Abhusten bzw. von der "Expektoration". Den beim Husten produzierten Auswurf nennt man medizinisch Sputum.
Physiologie
Husten kann willkürlich, d.h. bewusst gesteuert, oder unwillkürlich über den Hustenreflex, einen polysynaptischen Fremdreflex, ausgelöst werden. Der dem Reflex zugrunde liegende Hustenreiz wird über Rezeptoren vermittelt, die unter anderem auf der Schleimhaut der Atemwege lokalisiert sind, vor allem im Larynx, Pharynx und im Bereich der Bronchien. Die rezeptorvermittelten Impulse werden an den Nervus vagus geleitet, der die Information seinerseits an die entsprechenden Regionen im Hirnstamm sendet, in dem das so genannte Hustenzentrum lokalisiert ist. Von dort wird der Befehl zum Husten an die entsprechenden Strukturen (Zwerchfell, Stimmritze und Kehlkopfmuskeln) vermittelt. Das eigentliche Husten entsteht durch eine Exspiration, wobei die herausströmende Luft zunächst durch die verschlossene Stimmritze aufgehalten wird. Als Folge baut sich ein Überdruck auf, so dass die Luft inklusive Fremdkörper oder Schleim bei plötzlicher Öffnung der Stimmritze explosionsartig entweicht.
Husten erfüllt mehrere wichtige Funktionen:
- Beseitigung von Fremdkörpern aus den Atemwegen
- Abtransport von Bronchialschleim
Einteilung
...nach Dauer
- akuter Husten (< 2 Wochen)
- subakuter Husten (2 bis 8 Wochen)
- chronischer Husten (> 8 Wochen)
Beim chronischen Husten unterscheidet man weiter in chronisch refraktären Husten (CRC) und chronisch idiopathischen Husten (CIC).[1]
...nach Ursache
- organisch bedingter Husten
- psychogener Husten
- Höhenhusten
...nach Schleimbildung
- produktiver Husten: Husten mit Schleimbildung
- unproduktiver (trockener) Husten: Husten ohne Schleimbildung
...nach Hustengeräusch
- aphonischer Husten: klangloser, heiserer Husten
- bitonaler Husten: metallisch klingender, pfeifender Husten
- bellender Husten (Krupphusten)
...nach Hustentakt
- stakkatoartiger Husten: rasch aufeinander folgende Hustenstöße
- kupierter Husten: wg. Schmerzen abgebrochener Husten
Der Stakkatohusten ist ein typisches Symptom des Keuchhustens (Pertussis).
Klinik
Husten kommt bei pulmonalen und extrapulmonalen Störungen (z.B. Atemwegsinfektionen) vor. Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache. Husten kann sowohl akut, als auch chronisch auftreten. Hält die Symptomatik länger als acht Wochen an, spricht man von chronischem Husten. Da hier meistens eine Erkrankung dahintersteht, sollte sich der Betroffene in ärztliche Behandlung begeben. Einer Untersuchung bedarf es insbesondere, wenn:
- der Husten sehr stark ist
- der Husten Schmerzen auslöst
- der Husten trocken ist, aber dennoch nach zwei bis vier Wochen nicht nachlässt
- sich im Auswurf Blut befindet (Hämoptyse)
- der Husten bellend klingt (V.a. Diphtherie oder Keuchhusten)
Ursachen
Akuter Husten
- akuter Atemwegsinfekt (URTI, LRTI - viraler oder bakterieller Ursache)
- Pneumonie
- Lungenabszess
- Fremdkörperaspiration
- Rauchgas-Inhalation
- akute allergische Reaktion
- akute Lungenembolie
- Pneumothorax
- Reflexhusten (z.B. "Ohrhusten")
Chronischer Husten
- Erkrankungen der unteren Atemwege
- Erkrankungen der oberen Atemwege
- Tonsillitis
- Rhinosinusitis (Sinusitis)
- Laryngitis
- OSAS
- Mundatmung
- Vocal cord dysfunction (VCD)
- Diphtherie
- Erkrankungen der Speiseröhre
- Generalisierte Infekte
- Keuchhusten ("Pertussis")
- Immunschwäche (z.B. AIDS)
- Andere
- Zigarettenrauchen
- Schadstoffexposition (Chemikalien, Staub, Feinstaub, RADS)
- Rauchgasintoxikation
- Herzinsuffizienz ("Herzhusten", "Asthma cardiale")
- Medikamenten-induziert (Nebenwirkung von Arzneistoffen, z.B. ACE-Hemmer, Amiodaron)
- Dysphagien
- Stress, Psyche
Wenn chronischer Husten durch Erkrankungen der oberen Atemwege (z.B. Rhinosinusitis) ausgelöst wird, spricht man auch von einem Upper Airway Cough Syndrome (UACS).
Diagnose
Im Rahmen der diagnostischen Aufklärung des Hustens sollen schwerwiegende Erkrankungen (z.B. ein Bronchialkarzinom) ausgeschlossen werden. Wichtig ist zunächst eine eingehende Anamnese und Patientenbefragung. Die weitere Diagnostik erfolgt durch:
Therapie
Die Therapie richtet sich stets nach der Grunderkrankung, deren Behandlung meist auch den Husten beseitigt. Sollte der Husten durch übermäßiges Tabakrauchen ausgelöst werden, steht eine Nikotinentwöhnung als Mittel der Wahl zur Debatte. In einigen Fällen ist es auch möglich, neben der eigentlichen Ursache das Symptom Husten selber zu bekämpfen. Hierzu stehen grundsätzlich zwei Wirkstoffgruppen zur Verfügung:
- Antitussiva (Hustenstiller)
- Mukolytika (Schleimlöser)
Antitussiva sollten nur eingesetzt werden, wenn es sich um unproduktiven Reizhusten handelt. Andernfalls würde die wichtige Reinigungsfunktion für Luftwege unterbunden.
Quiz
Bildquelle
- Bildquelle für Flexikon-Quiz: © Mockup Graphics / Unsplash
Leitlinien
- Kardos, P. et al.: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit akutem und chronischem Husten Pneumologie 2019
- DEGAM-Leitlinie Nr. 11: Husten Stand 2021
Quellen
- ↑ Kardos P et sl.: S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten AWMF-Register-Nr.: 020-003, abgerufen am 13.2.2022