Zahnimplantat
Definition
Als Zahnimplantat oder auch einfach Implantat bezeichnet man ein künstliches, alloplastisches Produkt, das zum dauerhaften oder provisorischem Verbleib in den Kiefer eingebracht wird. Es hat in der Regel die Funktion, Zahnwurzeln zu ersetzen. Das Teilgebiet der Zahnheilkunde, das sich mit dem Einsetzen von Zahnimplantaten befasst, ist die Implantologie.
Hintergrund
Kronen, Brücken oder Elemente zur Verankerung von Prothesen oder Epithesen können mithilfe einer künstlichen Wurzel am Kiefer befestigt werden. Orthodontische Implantate bilden hierbei eine Ausnahme, da sie keine Zahnwurzeln ersetzen, sondern als Halteelemente für kieferorthopädische Apparaturen dienen.
Einteilung
In der modernen Zahnmedizin werden fast ausschließlich enossale rotationssymetrische Implantate verwendet. Diese Implantate kann man nach weiteren Kriterien unterscheiden:
...nach Form
- Zylinderimplantate, deren Durchmesser sich nicht ändert
- Konische Implantate, deren Durchmesser zum Implantatapex abnimmt, sodass sie die Form eines Konus haben
- Zylinderstufenimplantate, deren Durchmesser sich in mehreren Stufen diskontinuierlich verjüngt
...nach Verankerung
- Schraubenimplantate haben ein Schraubengewinde. Ihre Form erinnert daher an konventionelle Schrauben aus dem Baumarkt
Implantatmaterialien
Im Gegensatz zur orthopädischen Chirurgie, bei der häufig Legierungen zum Einsatz kommen, werden in der zahnärztlichen Chirurgie hauptsächlich Implantate aus Reintitan (Grad 4) verwendet. Zwar werden bereits seit 1975 auch Keramikimplantate eingesetzt ("Tübinger Sofortimplantat")[1], diese konnten sich jedoch aufgrund technischer Komplikationen durch die Verwendung alter Keramiken nicht durchsetzen. Erst mit der Einführung moderner Zirkondioxidkeramiken sind erste vielversprechende Daten zum intraoralen Einsatz verfügbar.
Titan
Das verwendete Reintitan ist ein Werkstoff, der bei Sauerstoffkontakt sofort eine Passivschicht (TiO2) ausbildet, die für die hohe Biokompatibilität von Zahnimplantaten verantwortlich ist. Moderne Implantate erhalten durch additive oder subtraktive Fertigungsverfahren eine Oberflächenbehandlung. Dadurch werden Mikroporen von 5 bis 100 µm erzeugt, die eine verbesserte Osseointegration ermöglichen.[2] Eine Titanallergie oder Fremdkörperreaktionen bei der Verwendung von Titanimplantaten werden nur sehr selten beobachtet.
Keramik
Bei den ersten Keramikimplantaten wurden Aluminiumoxid-Keramiken verwendet. Im klinischen Alltag präsentierten diese sich allerdings vermehrt durch Implantatfrakturen. Erst mit der Einführung moderner Zirkondioxidkeramiken konnten Keramikimplantate an Popularität gewinnen. Aufgrund der Farbe und der sehr guten Gewebeverträglichkeit – insbesondere zum Zahnfleisch – gelten sie als die ästhetischere Option. Längsschnittstudien gibt es allerdings nur zu einteiligen und nicht zu zweiteiligen Implantatsystemen, sodass die prothetischen Möglichkeiten eingeschränkt sind und nur der Ersatz weniger Zähne möglich ist.
Historische Implantate
Andere Formen von Zahnimplantaten sind nicht mehr zeitgemäß und nur noch von historischem Interesse. Dazu zählen:
- Submuköse Implantate
- Subperiostale Implantate
- Endodontische Implantate, auch als geschlossene Implantate bezeichnet, die im Rahmen der so genannten transdentalen Fixation Anwendung fanden.
- Enossale, nicht Rotationssymmetrische Implantate, wie Blattimplantate oder Diskimplantate.
Komplikationen
- Periimplantärer Knochenabbau: Ein gewisser Knochenrückgang ist nach dem Setzen eines Zahnimplantats normal. Bei ausgedehntem Knochenabbau, dem Weichgewebe folgt, können Anteile des Gewindes freigelegt werden. Das Implantat ist dann nicht mehr von der Gingiva bedeckt. In solchen Fällen kann man mittels einer Implantoplastik das Gewinde abschleifen und die Implantatoberfläche glätten. So ist eine bessere Reinigung möglich und es kann sich wieder Weichgewebe anlagern.
- Periimplantäre Mukositis: Entzündung der Gingiva um das Zahnimplantat durch eine bakterielle Infektion ohne Beteiligung des Kieferknochens
- Periimplantitis: Entzündung des knöchernen Implantatlagers. In diesem Fall muss das Granulationsgewebe entfernt und anschließend eine Knochenaugmentation durchgeführt werden.
Literatur
- ↑ Gomez-Roman und Weber. Die Sofortimplantation in Thübingen - Eine Übersicht nach mehr als 30 Jahren Die Quintessenz der Zahntechnik 35(5):586-594. 2009
- ↑ Biofinity.com Zahnimplantat, abgerufen am 06.06.2023
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