Knochenaugmentation
Englisch: bone augmentation
Definition
Die Knochenaugmentation bezeichnet in der Chirurgie und Implantologie das Einbringen von Material zum Aufbau bzw. der Regeneration eines Knochenabschnitts.
Zahnmedizin
In der Zahnmedizin betrifft die Knochenaugmentation den Kieferkamm. Für eine erfolgreiche Insertion dentaler Implantate, müssen diese von Beginn an mechanisch durch umgebendes Knochenmaterial stabilisiert werden (Primärstabilität). Eine Knochenaugmentation wird eingesetzt, wenn nicht ausreichend Knochen für die Stabilisierung vorhanden ist.
Die Augmentation kann gleichzeitig mit der Implantation (einzeitiges Vorgehen) oder bei größeren Defekten vor der Implantation (zweizeitiges Vorgehen) erfolgen.
Einteilung
Der Verlust von Zähnen, Parodontitis sowie akute Infekte beeinflussen den Knochenverlust des Alveolarfortsatzes. Kieferkammdefekte werden nach Cawood und Howell in sechs Klassen eingeteilt:[1]
Klasse | Definition |
---|---|
I | Bezahnter Kiefer |
II | Direkt nach der Zahnextraktion |
III | Abgerundeter Alveolarfortsatz mit ausreichender Höhe und Breite |
IV | Schmaler Alveolarfortsatz mit ausreichender Höhe und unzureichender Breite (horizontales Defizit) |
V | Flacher Alveolarfortsatz mit inadäquater Höhe und Breite (kombiniert horizontales und vertikales Defizit, 3D-Defekt) |
VI | Hochatrophe Form mit teilweise negativem Kieferkamm (z.B. persistierende Verbindung zur Kieferhöhle) |
Methoden
Für die Knochenaugmentation in der Zahmedizin werden u.a. folgende Behandlungsmethoden angewendet:
- Guided-Bone-Regeneration (GBR)
- Sinusbodenelevation (intern/extern)
- Schalentechnik
- Bone Splitting und Bone Spreading
- Knochenblock
- Distraktionsosteogenese
Materialien
Zur Knochenaugmentation können verschiedene Materialien eingesetzt werden:
- Autogene Materialen: Eigenknochen aus Hüfte, Kinn oder dem hinteren Abschnitt des Unter- bzw. Oberkieferkamms
- Isogene Materialien: bei der Nutzung von Spenderknochen muss auf die Übereinstimmung genetischer Marker geachtet werden (z.B. Zwillinge)
- Allogene Materialen: Fremdknochenmaterial aus gefriergetrockneten oder Leichenspenderknochen
- Xenogenes Material: tierisches oder pflanzliches Gewebe (z.B. Rinderknochen)
- Alloplastisches Material: synthetisches Knochenmaterial in Form von kleinen Körnchen
In der Implantologie gilt die Nutzung von autogenem Material als Goldstandard, da er anders als Biomaterialien nicht nur osteokonduktives, sondern auch osteoinduktives und osteogenetisches Potential aufweist. Somit kann autogener Knochen auch für fortgeschrittene Defektklassen (V, VI) verwendet werden.
Literatur
- ↑ Cawood und Howell, A classification of the edentulous jaw, International Journal of Oral and Maxillofacial Surgery 1988