Volkmann-Kontraktur
nach dem deutschen Chirurgen Richard von Volkmann (1830-1889)
Definition
Die Volkmann-Kontraktur ist eine nach nicht fachgerecht versorgten Frakturen des Humerus auftretende Kontraktur der Muskulatur des Armes.
Pathogenese
Die Volkmann-Kontraktur ist durch eine Ischämie und/oder Nervenkompression bedingt. Nach suprakondylär lokalisierten Humerusfrakturen können Fragmente die Arteria brachialis, Nervus ulnaris, Nervus medianus und weitere Strukturen durch Kompression schädigen.
Eine Gefährdung besteht insbesondere bei:
- später Versorgung (irreversible Schädigung der Weichteile)
- zu festem, ungespaltenem Gipsverband
- inadäquater Reposition (direkte Gefäßverletzungen)
Infolge der Minderversorgung kommt es zu Nekrose und Atrophie der Unterarmmuskulatur. Insbesondere die Beuger sind betroffen.
Symptomatik
Die Symptomatik der Volkmann-Kontraktur beginnt meist akut mit plötzlich eintretenden Schmerzen, Parästhesien sowie Pulsabschwächung. Im weiteren Verlauf zeigt sich eine Verhärtung der druckschmerzhaften Muskulatur mit Zeichen einer Minderperfusion. Diese geht meist mit einer Einschränkung der Beweglichkeit einher.
Unbehandelt atrophiert der betroffene Arm und es kommt zu einer Pronations- und Beugekontraktur der Hand. Diese liegt in Krallenstellung mit flektierten Articulationes interphalangeales proximales (PIP) sowie distales (DIP) und extendierten Articulationes metacarpophalangeales (MCP) vor.
Die Symptomatik ist pathognomonisch. Der Zusammenhang zu einer Fraktur lässt sich in der Anamnese herausarbeiten.
Therapie
Akut: sofortige Entfernung einengender Gipsverbände und evtl. operative Faszienspaltung.
Nach Auftreten der Volkmann-Kontraktur ist es für eine kausale Therapie zu spät. Der Schaden für die Lebensqualität des Patienten kann durch konservative Maßnahmen (Physiotherapie) gemindert werden. Durch operative Transposition von Sehnen und der Anlage von Arthrodesen im Ellenbogenbereich können die Patienten symptomatisch therapiert werden.
Absolut notwendig ist daher eine sinnvolle Prophylaxe durch adäquate Therapie der Frakturen. Grundsätzlich sollten suprakondyläre Humerusfrakturen schnell und schonend reponiert werden. Gipsverbände müssen gespalten angelegt werden. Bei der Frakturversorgung ist auf Symptome einer Arterien- bzw. Nervenkompression zu achten:
- blasse und kalte Haut
- Parästhesien
- Abschwächung/Verlust des Radialispuls
- Schmerzen trotz scheinbar korrekter Versorgung
um diese Funktion zu nutzen.