Urethraprolaps (Hund)
Synonyme: Harnröhrenprolaps, Harnröhrenvorfall, Prolaps der Urethra
Definition
Als Urethraprolaps bezeichnet eine seltene Erkrankung beim Hund, die durch einen Vorfall (Prolaps) der Urethra über das Penisende hinaus gekennzeichnet ist.
Vorkommen
Ein Urethraprolaps kommt nur selten vor. Am häufigsten sind junge Hunde, insbesondere Englische Bulldoggen, aber auch Boston Terrier und Yorkshire Terrier, betroffen.
Ätiologie
Auslöser für einen Urethraprolaps können sein:
Pathogenese
Unabhängig vom Auslöser kommt es zu einem Vorfall der urethralen Mukosa, sodass sich diese nach außen stülpt und durch die distale Penisöffnung hindurch austritt. Durch den Prolaps erscheint die Schleimhaut hyperämisch und kann unterschiedlich stark bluten (z.B. intermittierend bzw. nur während der Erektion). Der Prolaps kann auch nur während der Erektion auftreten und, sobald sich der Hund beruhigt hat, wieder selbstständig zurückverlagern.
Durch Automutilation an der Präputialöffnung kommt es häufig zu Traumatisierungen der Schleimhaut und zu Verletzungen.
Klinik
An der Penisspitze fällt gerötetes und hervorstehendes Gewebe auf, das bluten kann. Die Blutung verstärkt sich meistens bei sexueller Erektion. Durch ein manuelles Vorverlagern des Penises wird das gesamte Ausmaß des Vorfalls ersichtlich.
Je nachdem, wie lange der Prolaps schon besteht, können die prolabierten Gewebeabschnitte bereits nekrotisch sein.
Labormedizin
Bei intermittierenden oder chronischen Blutungen kann sich eine Anämie einstellen. Um eine Harnwegsinfektion ausschließen zu können, ist unbedingt eine Urinanalyse und/oder -kultur anzufertigen.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen verschiedene Erkrankungen in Frage, die eine Hämaturie und/oder präputiale Blutungen verursachen können, z.B.:
- Urethritis
- Fraktur des Os penis
- Urethralithiasis
- Strikturen der Harnröhre
Andere Gründe für Blutungen im Bereich des Penis sind Neoplasien am Präputium, am Penis oder innerhalb der Urethra sowie verschiedene Erkrankungen der Prostata.
Diagnose
Die Diagnose kann adspektorisch gestellt werden.
Bei der klinischen Untersuchung muss auch immer die gesamte Präputialschleimhaut auf eine mögliche Erkrankung beurteilt werden, z.B. eine Balanoposthitis oder Neoplasien.
Therapie
Die Therapie hängt vom Schweregrad des Prolapses und der Vitalität des prolabierten Gewebes ab.
Bei intakter Schleimhaut kann mittels vorsichtiger Manipulation versucht werden, die vorgefallene Schleimhaut wieder zurück in die Penisöffnung zu verlagern. Hierfür ist ein steriler Tupfer oder ein gleitfähig gemachter Blasenkatheter zu verwenden. Anschließend wird eine Tabaksbeutelnaht (Stärke 5-0 oder 6-0) so um um die Penisöffnung herum gesetzt, dass ein Harnabsatz weiterhin ungehindert möglich ist. Die Naht kann 5 Tage später wieder entfernt werden. Der Patient ist dann für einige Tage intensiv zu beobachten, um Rezidive frühzeitig erkennen zu können.
Ist die vorgefallene Schleimhaut bereits nekrotisch, muss eine chirurgische Resektion vorgenommen werden. Dabei werden mehrere Matratzenhefte (vom Lumen der Urethra ausgehend) so gesetzt, dass sich ein bindegewebiger Rand bildet, der einen erneuten Vorfall verhindert. Die Nähte können 2 bis 3 Wochen später wieder entfernt werden.
Hunde, die während der sexuellen Erektion einen Urethraprolaps erleiden, sind zu kastrieren.
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9
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