Hinterfußwurzelgelenk (Veterinärmedizin)
Synonyme: Sprunggelenk, Articulatio tarsi, Tarsalgelenk
Definition
Als Hinterfußwurzelgelenk bzw. Articulatio tarsi bezeichnet man bei den Haussäugetieren die Gelenke zwischen Unterschenkel, Hinterfußwurzelknochen und Mittelfußknochen.
Anatomie
Das Hinterfußwurzelgelenk ist ein komplex zusammengesetztes Gelenk (Articulatio composita), das aus mehreren Knochenebenen besteht. Die verschiedenen Ebenen treten unterschiedlich miteinander in Artikulation und weisen dementsprechend verschiedene Beweglichkeiten auf.
Knochen
Das Gelenk besteht aus verschiedenen Teilgelenken, wobei folgende Knochen in gelenkiger Verbindung stehen:
Teilgelenke
Die einzelnen Gelenke des Hinterfußwurzelgelenks werden von proximal nach distal besprochen, wobei jeweils ihr Gelenktypus und die artikulierenden Knochen inkl. Gelenkflächen (bei den klinisch relevanten Gelenken) aufgelistet werden:
- Articulatio tarsocruralis (Ginglymus, einachsig):
- Talus: Trochlea tali
- Calcaneus: Facies articularis malleolaris
- Tibia: Cochlea tibiae
- Fibula: Facies articularis malleoli
- Articulatio talocalcanea (straffes Gelenk):
- Talus
- Calcaneus
- mehrere ebene Gelenksflächen
- Articulatio talocalcaneocentralis (straffes Gelenk):
- Talus: Trochlea tali, Facies articularis navicularis
- Os tarsi centrale
- Calcaneus
- Os tarsale quartum
- Articulatio calcaneoquartalis (vollkommenes Walzengelenk):
- Calcaneus
- Os tarsale quartum
- Articulatio centrodistalis (straffes Gelenk):
- Os tarsi centrale
- Os tarsale I-III
- Articulatio tarsometatarsea (straffes Gelenk):
- Ossa tarsalia
- Ossa metatarsalia
- Articulationes intermetatarseae (straffe Gelenke):
- zwischen den Ossa metatarsalia II-IV
Mechanik
Die Normalstellung liegt zwischen 130-150° und lässt eine Flexions- bzw. Extensionsbewegung in horizontal-transversal verlaufender Achse zu.
Beim Pferd liegt das Hinterfußwurzegelenk in besonderer Stellung vor, da es aufgrund seiner anatomischen Form ein Schnappgelenk ist. Beim Wiederkäuer und Schwein ist dagegen eine zusätzliche Beweglichkeit im Articulatio talocalcaneocentralis und Articulatio talocalcanea möglich. Beim Fleischfresser sind außerdem geringe Seitwärts- und Drehbewegungen in der Art. talocalcaneocentralis möglich.
Bandapparat
Die Bänder des Hinterfußwurzelgelenks können in drei Gruppen gegliedert werden:
- Seitenbänder:
- Ligamentacollateralia mediale
- Ligamenta collateralia laterale
- Fußwurzelbänder:
- Ligamentum talocentrodistometatarseum
- Ligamentum plantare longum
- Fußwurzel-Mittelfußbänder
Bänder zwischen den Tarsal- und Metatarsalknochen, die keine genauere Betrachtung verdienen, da sie tierartlich sehr variabel ausgeprägt sind und keine klinische Relevanz aufweisen.
Klinik
Das Tarsokruralgelenk kann in der dorsomedialen Aussackung punktiert werden. Je nach Füllungsstand des Gelenks kann man die Aussackungen sogar durch die Haut sehen. Um eine Differenzialdiagnose durchführen zu können, kann die Gelenkflüssigkeit durch Druck auf die dorsale Aussackung in die plantare Aussackung gedrückt werden und umgekehrt. Diesen Vorgang bezeichnet man als Kreuzgalle.
Man kann beim Pferd zudem das distale Intertarsalgelenk und die Tarsometatarsalgelenke punktieren. Um das distale Intertarsalgelenk zu erreichen, sollte medial am Sprunggelenk zwischen dem Os tarsi centrale und dem Os tarsi tertium punktiert werden. Damit das Tarsometatarsalgelenk punktiert werden kann, sollte die Kanüle lateral im Gelenkspalt zwischen dem Os tarsale quartum und dem Griffelbeinköpfchen eingeführt werden.
Literatur
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2015
- Messner, Patrick, Renkin, Maria. Anatomie des aktiven & passiven Bewegungsapparates der Haussäugetiere. Band II (Arthrologie). Vienna Academic Press, 2016