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Tibia (Veterinärmedizin)

Synonyme: Schienbein, Schienbeinknochen

1. Definition

Die Tibia, auch Schienbein genannt, ist ein Knochen an der distalen Hintergliedmaße. Zusammen mit der Fibula (Wadenbein) bildet sie das Skelett des Unterschenkels (Crus) beim Haussäugetier.

2. Anatomie

Das Unterschenkelskelett stellt das distale Glied (Zeugopodium) der Gliedmaßensäule dar. Im direkten Vergleich mit dem Antebrachium wird dieses ebenso aus zwei Röhrenknochen gebildet:

  • medial die stärk entwickelte Tibia und
  • lateral die schwächere Fibula.

Beide Knochen des Unterschenkels stehen - im Gegensatz zu den entsprechenden Knochen des Unterarms - nahezu parallel zueinander. Die Fibula reicht dabei jedoch nicht (wie die Tibia) an das Os femoris, dafür jedoch weiter nach distal. Da die Tibia die Körperlast zu tragen hat, ist die Fibula großen Rückbildungsvorgängen unterworfen, die beim Wiederkäuer und beim Pferd eine extreme Form erreichen.

Die Tibia kann grundsätzlich in drei Abschnitte untergliedert werden:

  • proximales Endstück (Extremitas proximalis)
  • Tibiaschaft (Corpus tibiae)
  • distales Endstück (Extremitas distalis)

2.1. Extremitas proximalis

Am proximalen Endstück der Tibia sind aufgrund der Artikulation mit dem Oberschenkelknochen (Kniegelenk) zwei Schienbeinknorren (Kondylen) ausgebildet.

Knochenstruktur: Beschreibung:
Condylus medialis medialer Gelenkknorren, trägt proximal eine Facies articularis
Condylus lateralis lateraler Gelenkknorren, trägt proximal ebenfalls eine Facies articularis; ist beim Wiederkäuer stärker und beim Schwein breiter ausgeprägt als der mediale
Eminentia intercondylaris Knochensteg, der zwischen beiden Kondylen liegt; ist zweigeteilt (Tuberculum intercondylare mediale und laterale) und teilt die Fläche zwischen beiden Kondylen in drei Teile
Facies articularis proximalis Gelenkfläche für die Artikulation mit dem Caput fibulae
Incisura poplitea Einkerbung kaudal beider Kondylen
Tuberositas tibiae kranial gelegene Knochenauftreibung; dient dem Ligamentum patellae als Ansatzpunkt
Sulcus extensorius Knochenrinne, die kranial zwischen der Tuberositas tibiae und dem Condylus lateralis liegt und für die Streckmuskeln am Unterschenkel Platz bietet

2.2. Corpus tibiae

Der Tibiaschaft bildet den größten Abschnitt des Knochens und befindet sich zwischen beiden Knochenenden. An ihm können hauptsächlich Ränder und Flächen beschrieben werden.

Knochenstruktur: Beschreibung:
Margo cranialis wird auch als Schienbeinleiste bezeichnet und wird als Fortsetzung der Tuberositas tibiae nach distal angesehen; kann als Bezugslinie für die Lagebestimmung der Tibia im Raum herangezogen werden und ist durch die Haut gut tastbar
Margo medialis Knochenrand medial an der Tibia
Margo lateralis Knochenrand lateral an der Tibia
Facies medialis muskelfreie und gewölbte Medialfläche, die direkt unter der Haut liegt und auch als Planum cutaneum bezeichnet wird
Facies lateralis bemuskelte (Streckmuskeln des Unterschenkels) und schwach ausgehöhlte Lateralfläche
Facies caudalis mit kräftigen Muskeln (Beugemuskeln des Unterschenkels) bedeckte Kaudalfläche, die durch den Margo medialis und lateralis begrenzt wird; trägt Muskelleisten
Lineae musculares Muskelleisten an der Facies caudalis; die am weitesten proximal gelegene wird als Linea poplitea bezeichnet (Ansatzpunkt des Musculus popliteus)

2.3. Extremitas distalis

Das distale Tibiaende dient hauptsächlich zur Artikulation mit dem Talus (Articulatio talocruralis).

Knochenstruktur: Beschreibung:
Cochlea tibiae schneckenförmige Auftreibung, die mit dem Talus artikuliert; ist mit einem Gelenkkamm und einer medialen und lateralen Gelenkrinne ausgestattet; steht beim Fleischfresser, Schwein und Wiederkäuer sagittal, beim Pferd jedoch schräg
Malleolus medialis ergänzt die Cochlea tibiae axialseitig und überragt die Cochlea fußwärts; trägt eine Sehnenrinne (Sulcus malleolaris)
Incisura fibularis Einkerbung distal an der Tibia, um die Fibula gelenkig aufzunehmen

3. Literatur

  • Messner, Patrick, Renkin, Maria. Anatomie des aktiven & passiven Bewegungsapparates der Haussäugetiere. Band I (Osteologie). Vienna Academic Press, 2016
  • Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band I: Bewegungsapparat. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.

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Mag. med. vet. Patrick Messner
Tierarzt | Tierärztin
Dr. Frank Antwerpes
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Letzter Edit:
03.05.2018, 14:20
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