Isolierte systolische Hypertonie
Synonym: ISH, systolische Hypertonie
Englisch: isolated systolic hypertension
Definition
Die isolierte systolische Hypertonie, kurz ISH, ist eine Form der arteriellen Hypertonie, die durch einen dauerhaft erhöhten systolischen Blutdruck (> 140 mmHg) bei einem gleichzeitig normotonen diastolischen Blutdruck (< 90 mmHg), gekennzeichnet ist. Die vergrößerte Blutdruckamplitude steigert das kardiovaskuläre Risiko.
Epidemiologie
Die isolierte systolische Hypertonie ist die häufigste Form der Hypertonie. Sie betrifft mehr als 75 % der über 70-jährigen Hypertoniker.[1]
Pathophysiologie
Ursächlich kann zwischen einer juvenilen Form der ISH und einer Form im fortgeschritten Alter unterschieden werden. Die Entstehung der ISH im Alter basiert auf einem Elastizitätsverlust der Aorta und ihrer großen arteriellen Äste. Unter normalen Umständen führt die Windkesselfunktion dieser Gefäße zu einer Glättung der Pulswelle und schafft einen ausgeglichenen Blutstrom. Bei Verlust der Elastizität durch Gefäßalterung bzw. Arteriosklerose kommt es hingegen zur Augmentation der Druckwelle mit hohen systolischen Spitzenwerten. Die höhere Belastung der Gefäßwände durch Scherkräfte führt im Sinne eines Circulus vitiosus zum Auftreten weiterer Gefäßschäden. Diese Abläufe werden durch die klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen, Hyperlipidämie oder Diabetes mellitus beschleunigt.
Im Gegensatz zur ISH im Alter ist die systolische Blutdruckerhöhung bei jungen Menschen Ausdruck einer starken Amplifikation der Druckwelle von der Brustaorta bis zum Messpunkt in der Brachialarterie. Betroffen sind v.a. junge, große, schlanke, und sportliche Jugendliche und junge Männer. Die verstärkte Amplifikation ist bedingt durch eine hohe Gefäßelastizität und/oder ein hohes Schlagvolumen.
Einteilung
Die isolierte systolische Hypertonie lässt sich, genauso wie die arterielle Hypertonie, in drei Schweregrade einteilen. Der diastolische Blutdruck liegt dabei immer < 90 mmHg.
Grad | Systolischer Blutdruck | Diastolischer Blutdruck |
---|---|---|
Grad 1 (mild) | 140-159 mmHg | < 90 mmHg |
Grad 2 (moderat) | 160-179 mmHg | < 90 mmHg |
Grad 3 (schwer) | ≥ 180 mmHg | < 90 mmHg |
Symptome
Eine isolierte systolische Hypertonie und damit einhergehende erhöhte Blutdruckamplitude kann Symptome wie Kopfschmerzen und pulssynchrone Ohrgeräusche verursachen. Im Extremfall kann ein pulssynchrones Kopfnicken (Musset-Zeichen) vorliegen.
Diagnostik
Eine nichtinvasive Diagnostik ist mittels Pulswellenanalyse möglich.
Therapie
Die Europäischen Leitlinien aus 2017 empfehlen den Behandlungsbeginn bei einem systolischen Blutdruck über 160 mmHg und einen Zielblutdruck von 130–140 mmHg, aber nicht unter 130 mmHg bei aktiven und selbstständigen Menschen.[2] Die medikamentöse Therapie wird in der Regel mit Antihypertensiva der ersten Stufe begonnen, z.B. mit RAAS-Hemmern, Diuretika und Kalziumantagonisten.
Die juvenile Form der ISH wird in der Regel nicht therapiert, da es meist zu einer spontanen Besserung in der 3. Lebensdekade kommt.
Literatur
<references>
- ↑ Franklin SS et al. Predictors of new-onset diastolic and systolic hypertension: The Framingham Heart Study. Circulation. 2005;111(9):1121-1127. doi:10.1161/01.CIR.0000157159.39889.EC
- ↑ Williams B et al.: 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension: The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Cardiology and the European Society of Hypertension. J Hypertens. 2018;36(10):1953-2041. doi:10.1097/HJH.0000000000001940
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