Supraventrikuläre Extrasystole
Abkürzung: SVES
Definition
Supraventrikuläre Extrasystolen sind Extrasystolen, bei denen der Ursprungsort der Erregung oberhalb der Teilung des His-Bündels liegt.
Charakteristika
Supraventrikuläre Extrasystolen weisen im EKG in der Regel einen schmalen, nicht deformierten QRS-Komplex auf. P-Wellen sind in der Regel auch erkennbar, sie können jedoch deformiert oder negativ sein. Zudem können die P-Wellen kurz vor, im oder nach dem QRS-Komplex auftreten. Im Einzelfall können P-Wellen schwer erkennbar sein.
Im Normalfall depolarisiert die supraventrikuläre Extrasystole das Herz so, dass die nächste normale Herzaktion im Sinusrhythmus ausbleibt, der Grundrhythmus ist also verschoben. Daraus folgt, dass der Abstand zwischen der Herzaktion vor und nach einer supraventrikulären Extrasystole kleiner als das Doppelte eines R-R-Intervalls ist. In diesem Zusammenhang ist von einer nichtkompensierten Pause zu sprechen, ein weiteres Charakteristikum supraventrikulärer Extrasystolen.
Formen
Gängige Formen einer supraventrikulären Extrasystole sind:
- Vorhofextrasystolen: Vorhofextrasystolen sind durch eine deformierte P-Welle und eine verkürzte PQ-Zeit charakterisiert, der QRS-Komplex ist schmal.
- AV-Knoten-Extrasystolen: AV-Knoten-Extrasystolen, auch als junktionale Extrasystolen bezeichnet, entstehen im Übergangsbereich zwischen Vorhof und Ventrikel. Es kommt zu einer retrograden Erregung der Vorhöfe, die sich im EKG als negative P-Welle zeigt. Die negative P-Welle kann kurz vor, im oder nach dem QRS-Komplex auftreten. Die Lokalisation der P-Welle erlaubt keinen sicheren Rückschluss auf die Herkunft der Erregungsbildung.
Sonderformen
Sonderformen der supraventrikulären Extrasystole stellen sich im EKG untypisch dar und bereiten diagnostisch häufig Probleme:
- Aberrierende Leitung: Eine früh einfallende supraventrikuläre Extrasystole kann auf ein in Teilen refraktäres Erregungsleitungssystem (Tawara-Schenkel) treffen, sodass eine ventrikuläre Ausbreitung erfolgt. Hierbei ist der QRS-Komplex verbreitert, morphologisch einem Rechtsschenkelblock ähnelnd. Die supraventrikuläre Herkunft der Extrasystole kann in diesem Fall aus einer vor dem deformierten QRS-Komplex vorhandenen P-Welle geschlossen werden.
- Blockierte SVES: Fällt die supraventrikuläre Extrasystole noch früher ein, sind größere Teile des Erregungsleitungssystems refraktär. Daher kann bei vorhandener P-Welle ein QRS-Komplex fehlen.
Therapeutisches Vorgehen
Supraventrikuläre Extrasystolen können auch bei Gesunden auftreten. Häufige Ursachen sind Übermüdung, Aufregung und Einnahme von Genussmitteln (Alkohol, Nikotin, Koffein). Eine weitere auszuschliessende Ursache ist eine Hypokaliämie und die Therapie mit Herzglykosiden.
Supraventrikuläre Extrasystolen bei bekannter Herzerkrankung (z.B. KHK, Herzinsuffizienz) sollten ein Anlass zur Therapieoptimierung der jeweiligen Grunderkrankung sein.
Die Durchführung einer Langzeit-EKG kann bei neu aufgetretenen supraventrikulären Extrasystolen sinnvoll sein, um eventuell hierdurch ausgelöstes Vorhofflimmern oder paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien aufzudecken. In diesen Fällen sollte eine Behandlung mit negativ chronotropen Medikamenten erfolgen (z.B. Betablocker, Verapamil).
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