Strahlfäule (Pferd)
Englisch: thrush
Definition
Als Strahlfäule bezeichnet man eine Mazeration des Strahlhorns beim Pferd, die durch Einwirkung von Fäulniserregern und ungünstige Haltungsbedingungen entsteht.
Vorkommen
Strahlfäule tritt häufiger an der Hinter- als an der Vordergliedmaße auf. Eine Rasseprädisposition konnte bislang (2020) nicht nachgewiesen werden.
Ätiologie
Strahlfäule entsteht infolge vermehrter Exposition mit Fäulniserregern (z.B. Fusobacterium, Bacteroides und Spirochäten), Feuchtigkeit, Kot und Urin. Prädisponierende Faktoren sind schlechte Umweltbedingungen (hohe Ammoniakkonzentrationen in Stallungen, verschmutzte Einstreu und Ausläufe), mangelnde Bewegung und mangelhafte Hornqualität sowie schlechte Hufkonformationen (z.B. Zwanghuf).
Pathogenese
Das weiche Strahlhorn besteht vorwiegend aus Zwischenhorn und nur zu einem kleinen Teil aus Röhrchenhorn, weshalb es gegenüber Verschmutzungen sehr empfindlich ist. Die in der Jauche vorhandenen Fäulnisbakterien sowie der ammoniakhaltige Harn führen bei schlechter Hufpflege zu einer stetig voranschreitenden Auflösung der Hornpartien.
Aufgrund der exponierenden Lage und der Qualität des Horns wird der Strahl zerklüftet, sodass sich in den so entstandenen Furchen vermehrt übelrichender, schmieriger und grau-weißer Belag ansammelt, in dem sich wiederum Fäulniserreger ungehindert vermehren können.
Klinik
Bei der Strahlfäule ist der Strahl charakteristisch zerklüftet. Es sind tiefe Furchen mit dicken, übelriechenden sowie schmierigen Beläge vorhanden. Die Strahlfäule breitet sich meist von der mittleren Strahlfurche aus und greift dann auf die restlichen Teile des Hornstrahls über. Das Horn des Hahnenkamms ist zuerst betroffen. Im Verlauf nähern sich die Strahlschenkel einander an, sodass die mittlere Strahlfurche zusammengepresst wird. Bei längerem Bestehen wird die Entstehung eines Trachtenzwanghufs begünstigt.
Chronische Strahlfäule geht mit der Bildung charakteristischer Ringe auf der Hornwand des Hufs einher. Die Ringe sind Zeichen einer produktiven und langsam fortschreitenden Saumlederhautentzündung. Strahlenfäuleringe zeigen sich hierbei als schmale Erhöhungen, die schräg nach vorne und oben verlaufen. Sie enden meist an der Krone oder kreuzen sich an der Vorderwand mit denen der anderen Seite. Bei ausgeprägten Verläufen liegen die Papillen der Strahllederhaut frei, weshalb es zu akuten Lahmheiten kommt.
Differenzialdiagnose
Aufgrund des klinischen Bildes muss Hufkrebs (Pododermatitis chronica veruccosa) als Differenzialdiagnose ausgeschlossen werden.
Diagnose
Die Strahlfäule wird klinisch diagnostiziert (Blickdiagnose).
Therapie
Betroffene Pferde sollten regelmäßig im Freien bewegt und auf trockener Einstreu gehalten werden. Die losen Teile des Hornstrahls müssen unbedingt gründlich entfernt werden, sodass keine Taschen zurückbleiben. Zusätzlich sind die Strahlfurchen und der Strahl regelmäßig mit desinfizierenden Lösungen (z.B. 4 bis 8%iger Jodoformether) zu behandeln.
Prophylaxe
Regelmäßige Bewegung, fachgerechte Hufkorrektur und strikte Huf- und Stallhygiene verhindern die Ausbildung einer Strahlfäule.
Literatur
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
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