Schwangerschaftsassoziierte Thrombozytopenie
Synonym: Gestations-Thrombozytopenie
Englisch: gestational thrombocytopenia
Definition
Die schwangerschaftsassoziierte Thrombozytopenie ist eine Verminderung der Thrombozytenzahl unter 150.000/µl (Thrombozytopenie), die während einer Schwangerschaft auftritt. Sie ist nach der Anämie die zweithäufigste pathologische Veränderung des Blutbildes in der Schwangerschaft.
Epidemiologie
Bei fast jeder Schwangerschaft kommt es zu einem milden, physiologischen Abfall der Thrombozytenzahl, zwischen 7 bis 10 % der Schwangeren entwickeln eine Thrombozytopenie.
Ätiologie
Bedingt ist die Thrombozytopenie durch die Zunahme des Plasmavolumens (Hämodilution) sowie einen gesteigerten Thrombozytenumsatz.
Symptome
Bei der schwangerschaftsassoziierten Thrombozytopenie handelt es sich meist um eine benigne Blutbildveränderung. Die Thrombozytenzahl nimmt dabei meist bereits im ersten Trimenon leicht ab und sinkt über den Verlauf der Schwangerschaft weiter. Dabei liegt der Wert im dritten Trimenon in der Regel zwischen 130.000 und 150.000/µl, die Schwangere ist sonst asymptomatisch.
Diagnostik
Ein schwangerschaftsassoziierte Thrombozytopenie wird per Ausschlussdiagnose festgestellt. Entscheidend ist dabei die moderate Verminderung der Thrombozytenzahl sowie ein sonst komplikationsfreier Schwangerschaftsverlauf. Weiterhin sollte bei der Anamnese abgeklärt werden, ob eine Vorgeschichte von Thrombozytopenie außerhalb der Schwangerschaft besteht, da dies Hinweis auf andere Auslöser ist.
Differentialdiagnose
Bei etwa einem Viertel der Betroffenen liegen andere Auslöser für die Thrombozytopenie vor. Diese auszuschließen ist entscheidend, da sie mit Folgen für die Schwangere oder den Fötus einhergehen können. Dabei sollten insbesondere Fälle abgeklärt werden, bei denen ein Vorgeschichte oder Blutungsneigungen bestehen sowie bei ausgeprägter (< 80.000/µl) oder bereits früh in der Schwangerschaft auftretender Thrombozytopenie.
Etwa 20 % der Fälle von Thrombozytopenie in der Schwangerschaft sind mit einer Hypertonie vergesellschaftet, die sich zur Präeklampsie entwickeln kann. Bei einigen dieser Fälle tritt als schwerwiegende Komplikation das HELLP-Syndrom auf. Charakteristisches Leitsymptom sind Oberbauchschmerzen.
Weitere mögliche Differentialdiagnosen sind u.a.:
- Immunthrombozytopenie
- Antiphospholipid-Syndrom
- systemischer Lupus erythematodes
- hereditäre Thrombozytopenien (z.B. May-Hegglin-Anomalie und Willebrand-Jürgens-Syndrom Typ 2B)
- infektions- oder medikamentös bedingte Thrombozytopenien
Therapie
Eine leichte schwangerschaftsassoziierte Thrombozytopenie bedeutet kein Risiko für die Mutter oder den Fötus und erfordert daher außer einer regelmäßigen Überwachung des Blutbildes keine Therapie. Innerhalb weniger Tage oder Wochen nach der Geburt normalisiert sich die Thrombozytenzahl spontan.
Bei einem starken Abfall der Thrombozytenzahl ist eine ursachenorientierte Therapie notwendig, um Blutungskomplikationen zu vermeiden.
Quellen
- Amedes - Differentialdiagnose der Thrombozytopenie in der Schwangerschaft, abgerufen am 07.06.2022
- Ciobanu et al. Thrombocytopenia in Pregnancy MAEDICA 2016
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