Plattfuß
Synonym: Pes planus
Definition
Der Plattfuß ist eine Fehlstellung des Fußes, die sowohl angeboren als auch erworben sein kann. Merkmal ist das nach unten durchgedrückte Längsgewölbe des Fußes. Bei einem Plattfuß sinkt der mediale Tragstrahl des Fußes ein. Er ist oft kombiniert mit einem Knick-Spreizfuß. Die Patienten leiden vor allem unter Schmerzen am Ligamentum calcaneonaviculare plantare.
Formen und Merkmale
Angeborener Plattfuß
Der angeborene Plattfuß wird auch als Pes planus congenitus, Schaukelfuß oder Tintenlöscherfuß bezeichnet. Hier ist das Längsgewölbe des Fußes bereits bei der Geburt nach unten durchgebogen. Die Fußsohle ist konvex, der Fußrücken konkav geformt. Der Vorfuß ist abduziert (nach außen gebogen), nach hinten (dorsal) gestreckt und der Rückfuß ist nach innen gedreht. Die Ferse steht hoch. Charakteristisch für den angeborenen Plattfuß ist die Steilstellung des Talus (Sprungbein).
Erworbener Plattfuß
Der erworbene Plattfuß entsteht durch eine ungenügende Funktion von Muskeln und Bändern, die zu einem Einsinken des Fußlängsgewölbes führen. Zudem verhindert das Tragen von Schuhen die Aktivierung und das Training der Muskeln. Ein weiterer Risikofaktor ist Übergewicht. Die Ferse steht in Valgusstellung, der Talus hingegen in Normalstellung.
Kontrakter (entzündlicher) Plattfuß
Er wird oft durch Dauerbelastung bei stehenden Tätigkeiten verursacht. Knorpeldegeneration und arthrotische Reizzustände führen zu Verkürzung von Bändern. In späteren Stadien sind auch die Fußknochen verformt. Die Patienten leiden unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Posttraumatischer Plattfuß
Der posttraumatische Plattfuß tritt z.B. nach Bruch des Fersenbeins auf.
Cave: im Kindesalter besteht ein Fettpolster in der Fußsohle, das den Eindruck eines Plattfußes erweckt, jedoch völlig physiologisch, also nicht krankhaft, ist.
Diagnostik
Die Diagnose basiert auf der klinischen Untersuchung und der Bildgebung. Bei der körperlichen Untersuchung ist neben der Fehlstellung oft ein "doppelter Innenknöchel" auffällig. Im Röntgenbild ist bei einem angeborenen Plattfuß ein Talus verticalis zu sehen, was bedeutet, dass der Talus steilgestellt ist. Der Talus verticalis ist das wesentliche röntgenologische Zeichen eines angeborenen Plattfußes.
Klassifikation
Der adulte Plattfuß bzw. die Insuffizienz der Tibialis-posterior-Sehne wurde 1989 erstmals durch Johnson und Strom in Stadien eingeteilt. Die Klassifikation erhielt durch Myerson eine Erweiterung um ein Stadium 4. Dieses Klassifikationssystem ist auch heute (2022) noch gängig.
Stadium 1
Es bestehen leichte Schmerzen im Bereich des dorsalen Innenknöchels mit Aggravation bei körperlicher Belastung. Im Verlauf der Tibialis-posterior-Sehne fallen Schwellung und Druckschmerz auf, bei der Ausführung des einbeinigen Zehenspitzenstandes zeigt sich eine leichte Schwäche. Im Röntgenbild sind keine knöchernen Deformitäten erkennbar.
Stadium 2
Der Patient hat moderate Schmerzen und eine betonte Schwellung im Verlauf der Tibialis-posterior-Sehne. Die Tibialis-posterior-Sehne ist verlängert, der Fuß ist deformiert. Bei der Ausführung des einbeinigen Zehenspitzenstands besteht eine deutliche Schwäche. Zusätzlich sieht man ein "Too-many-Toes-Zeichen" und einen flexiblen Rückfußvalgus. Im Röntgenbild kommen eine Vorfußabduktion sowie eine talonaviculare Subluxation zur Darstellung.
Stadium 3
Es bestehen starke Schmerzen, möglicherweise zusätzlich Schmerzen im Bereich des Außenknöchels. Die Tibialis-posterior-Sehne ist stark elongiert, ggf. sogar stellenweise dehiszent. Im Vergleich zu den vorangegangenen Stadien ist die Schwellung weniger stark ausgeprägt. Bei der Inspektion sieht man eine stark ausgeprägte Deformität, die Ausführung des einbeinigen Zehenspitzenstandes ist schmerzhaft und fällt dem Patienten schwer – falls sie überhaupt möglich ist. Weiterhin sieht man einen rigiden Rückfußvalgus und eine Vorfußabduktion sowie ein Too-many-Toes-Zeichen. Im Röntgenbild sind gegenüber dem Stadium 2 zusätzliche degenerative arthrotische Veränderungen im Subtalar-, Talonavicular- und Kalkaneokuboidalgelenk erkennbar.
Stadium 4
Im Stadium 4 besteht als Langzeitfolge zusätzlich zur Valgusstellung des Talus eine Arthrose im Bereich des oberen Sprunggelenks.
Therapie
Angeborener Plattfuß
Zuerst kann ein Redressement versucht werden. Später ist eine Operation anzuraten, bei der das Fersenbein aufgerichtet wird. Für die Nachbehandlung werden Nachtschienen und Einlagen verwendet. Ist der Patient ausgewachsen, können weitere Eingriffe (z.B. Arthrodese) durchgeführt werden, wenn noch Fehlstellungen vorhanden sind.
Erworbener Plattfuß
Hierbei werden oft Einlagen, in schweren Fällen auch orthopädische Schuhe verschrieben. Daneben ist eine krankengymnastische Kräftigung der Unterschenkel- und Fußmuskulatur wichtig. Bei schweren Fehlstellungen ist unter Umständen eine Operation (z.B. Arthrodese) angezeigt.
Bei Kindern versucht man zunächst, ohne orthopädische Hilfsmittel auszukommen. Oft tritt eine Besserung durch häufiges Barfußlaufen, Krankengymnastik und passende Schuhe mit weichen Sohlen ein. Abzuraten ist jedoch von zu kleinen Schuhen und hohen Absätzen.
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