SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion
Abkürzung: PSSD
Englisch: Post-SSRI sexual dysfunction
Definition
Die SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion, kurz PSSD, beschreibt einen Symptomkomplex aus sexuellen Funktionsstörungen, der als Folge einer Therapie mit selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern (SSRI) auftreten kann. Eine PSSD kann nach Beendigung der SSRI-Einnahme noch Jahre anhalten, oder sogar dauerhaft bestehen bleiben.
Nomenklatur
Die von Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SSNRI) und trizyklischen Antidepressiva (TCA) verursachten sexuellen Dysfunktionen nach Absetzen der Medikation werden in der Literatur ebenfalls unter den Begriff PSSD subsumiert.[1]
Epidemiologie
Es liegen zur Zeit (2024) keine zuverlässigen Zahlenangaben zur Prävalenz der PSSD vor. Gemäß einer Multizenterstudie mit 1.022 Patienten liegt die Inzidenz sexueller Funktionsstörungen unter der Therapie mit SSRI zwischen 58 und 72%.[2]
Symptome
- stark eingeschränkte Libido
- Anorgasmie
- Impotenz
- Erektionsstörung
- Priapismus
- Ejaculatio praecox
- verzögerter Samenerguss
- verminderte sexuelle Reizbarkeit
- ejakulatorische Anhedonie
- herabgesetzte Empfindlichkeit im Genitalbereich
- Ejakulationsvolumen ist vermindert
Ursachen
Eine exakte pharmakologische Erklärung der durch die SSRI hervorgerufenen sexuellen Störungen gibt es bislang (2024) nicht.[1] Es existieren u.a. folgende Theorien:
- SSRI verändern durch Methylierung und Modifikation genetische Gegebenheiten (Histone, Gen-Silencing, etc.) in für die Sexualität relevanten Arealen
- Veränderung der hormonellen Gegebenheiten im Organismus (Absinken des Testosteronspiegels) unter der SSRI-Therapie
- psychische Gründe (evtl. durch die bestehende Depression oder die aufgeführten, möglichen Nebenwirkungen des SSRI).
Die meisten dieser Erklärungsmodelle werden kontrovers diskutiert, da sie kein befriedigendes Erklärungsmodell für die PSSD bieten. Reviews der vorhandenen Literatur kommen zu dem Schluss, dass weitere Studien notwendig sind, um die genaue Pathophysiologie der PSSD zu erforschen.[1][3]
Vermeidung
Zur Vermeidung der PSSD kann man auf Antidepressiva zurückgreifen, die nicht oder nur in geringem Maße mit sexuellen Dysfunktionen in Verbindung gebracht werden. Als Beispiele hierfür werden u.a. Bupropion, Moclobemid und Mirtazapin genannt.[4]
Therapie
Da die genaue Pathogenese des PSSD ungeklärt ist, existiert bisher keine ursächliche Therapie.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Peleg LC, Rabinovitch D, Lavie Y, Rabbie DM, Horowitz I, Fruchter E, Gruenwald I. Post-SSRI Sexual Dysfunction (PSSD): Biological Plausibility, Symptoms, Diagnosis, and Presumed Risk Factors. Sex Med Rev. 2022 Jan;10(1):91-98. doi: 10.1016/j.sxmr.2021.07.001. Epub 2021 Oct 7. PMID: 34627736.
- ↑ Montejo AL, Llorca G, Izquierdo JA, Rico-Villademoros F.: Incidence of sexual dysfunction associated with antidepressant agents: a prospective multicenter study of 1022 outpatients. Spanish Working Group for the Study of Psychotropic-Related Sexual Dysfunction. J Clin Psychiatry. 2001;62 Suppl 3:10-21.
- ↑ Bala A, Nguyen HMT, Hellstrom WJG: Post-SSRI Sexual Dysfunction: A Literature Review. Sex Med Rev. 2018 Jan;6(1):29-34. doi: 10.1016/j.sxmr.2017.07.002. Epub 2017 Aug 1.
- ↑ Waldinger MD. Psychiatric disorders and sexual dysfunction. Handb Clin Neurol. 2015;130:469-89. doi: 10.1016/B978-0-444-63247-0.00027-4. PMID: 26003261.
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