Pseudomembranöse Colitis
Synonym: Pseudomembranöse Enterocolitis
Englisch: pseudomembranous colitis
Definition
Die pseudomembranöse Colitis ist eine Entzündung des Dickdarmes (Colitis) und gelegentlich des eigentlich bakterienarmen Dünndarms mit Fibrinbelägen auf der Mukosa.
Pathomechanismus
Durch lange andauernde Antibiotikatherapie werden große Teile der physiologischen Darmflora abgetötet, und antibiotikaresistente Stämme, vor allem Bakterien der Spezies Clostridioides difficile, vermehren sich verstärkt. Sie können das gesamte Colon besiedeln und Clostridioides-difficile-Toxine A und B absondern, die eine Entzündungsreaktion hervorrufen.
Durch die produzierten Toxine kommt es zur Zerstörung des Zytoskeletts und Lockerung der Zell-Zell-Verbindungen der Enterozyten. Sie bedingt im weiteren Verlauf eine hämorrhagische Flüssigkeitssekretion.
Die Entzündung triggert durch Zytokin-induzierte Mastzelldegranulation eine Exsudation von Fibrin, Muzinen, Leukozyten und Zelldetritus. Insbesondere das Fibrin lagert sich auf den Innenseiten der Colonwände ab und vermittelt so den Eindruck, es seien Membranen im Darm entstanden, was zur Namensgebung der "Pseudomembranen" (da abstreifbar) führte.
siehe auch: Clostridioides-difficile-assoziierte Diarrhö
Auch ischämische Enterocolitiden können gelegentlich als pseudomembranöse Colitis imponieren.
Diagnostik
Clostridien-spezifische Glutamatdehydrogenase (GDH, empfohlener Suchtest) und Clostridium-difficile-Toxin (CDT) können aus dem Stuhl bestimmt werden und erlauben einen spezifischen Nachweis von Clostridien als Ursache der pseudomembranösen Colitis.
Therapie
Therapie der Wahl bei Clostridioides-difficile-Befall ist die orale Gabe von Fidaxomicin, v.a. bei erhöhtem Rezidivrisiko. Sofern keine relevanten Risikofaktoren für ein Rezidiv vorliegen, gilt Vancomycin (oral) als Alternative. Eine Behandlung mit Metronidazol 3 x 400 mg/Tag p.o. über 10 Tage kann bei weniger schwerem Krankheitsbild, fehlenden Risikofaktoren für einen schweren Verlauf und guter Compliance des Patienten erwogen werden.[1]
Eine weitere therapeutische Option ist die fäkale Bakteriotherapie ("Stuhltransplantation"). Die Rationale hinter diesem Therapieansatz ist, den Darm gezielt mit einer Mischflora zu besiedeln. Durch die Konkurrenz der eingebrachten Keime kann sich Clostridioides-difficile schlechter ausbreiten.
Podcast
Quelle
- ↑ Manthey CF et al. S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Version 2.1, 01.11.2023. AWMF-Registernummer: #021–024
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