Prionenerkrankung
Synonyme: Prionenkrankheit, Prionkrankheit, Prionerkrankung
Englisch: Prion disease
Definition
Prionenerkrankungen werden durch Erreger hervorgerufen, die vermutlich nur aus einem Protein, dem Prion, bestehen. Die Erkrankungen sind übertragbar, zeigen einen raschen tödlichen Verlauf und sind durch spongiforme Veränderungen des ZNS, astrozytäre Gliose, Neuronenverlust und Ablagerungen der abnormen Form des Prionproteins charakterisiert.
siehe auch: Transmissible spongioforme Enzephalopathie
Epidemiologie
Die Inzidenz der Prionenerkrankungen liegt bei 1 bis 1,5 Betroffenen pro 1 Mio. Einwohner pro Jahr.
Einteilung
Man unterscheidet folgende Formen der Prionenerkrankungen des Menschen :
- Sporadisch bzw. idiopathisch (85 bis 90 %):
- Sporadische Form der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (sCJD)
- Sporadische fatale Insomnie (sFI)
- Genetisch (10 bis 15 %):
- Familiäre bzw. genetische Form der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (fCJD)
- Letale familiäre Insomnie (FFI)
- Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom (GSS)
- Erworben (< 1 %):
Pathophysiologie
Prionen sind nicht lebende, biologische Strukturen, die infektiös sind und u.a. von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Bei Prionen unterscheidet man zwischen der nichtinfektiösen Form PrPC und der potentiell infektiösen Form PrPSC:
- PrPC (Prion Protein Cellular) wird physiologischerweise im Körper gebildet und hat somit keine Krankheitsrelevanz. Die typische Struktur dieser Form ist die Alpha-Helix.
- Die pathologische, potentiell infektiöse PrPSC-Form (Prion Protein Scrapie-Isoform) hat typischerweise eine ß-Faltblatt-Struktur und ist resistent gegenüber Proteasen.
Laut der Prionen-Hypothese, die erstmals 1982 durch den US-Biochemiker Stanley Prusiner formuliert wurde, kommt es durch die pathologische Form der Prionen zu Prionenerkrankungen. Diese können sowohl spontan entstehen oder durch Infektion in den Organismus eingebracht werden. Das pathologische Prionprotein induziert durch Anlagerung an PrPC und nach Überschreiten einer kritischen Menge, eine Konformationsänderung von PrPC (physiologische Form, Alpha-Helix) zu PrPSC (infektiöse Form, ß-Faltblatt). Damit wird eine Kaskade angestoßen, in der es zur Umwandlung "gesunder" Prionen in die "kranke" Isoform kommt. Diese Kettenreaktion geht mit fatalen Folgen einher. Weiterhin führt die Aggregation dieser fehlgefalteten Prionen zu amyloidartigen Ablagerungen.
Erkrankungen, die auf einer aberranten Konformation von Proteinen beruhen, werden auch als Conformational Diseases bezeichnet.
Literatur
- A Hufschmidt, CH Lücking, S Rauer. Neurologie compact. Für Klinik und Praxis. 8. Auflage, Thieme (2020)
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