Präeklampsie-Screening
Definition
Das Präeklampsie-Screening umfasst diagnostische Verfahren zur frühzeitigen Erkennung und Risikostratifizierung einer Präeklampsie in der Schwangerschaft. Ziel ist die Identifikation von Patientinnen mit erhöhtem Risiko, um eine engmaschigere Betreuung sowie ggf. eine prophylaktische Therapie einzuleiten.
Hintergrund
Die Präeklampsie ist eine schwangerschaftsassoziierte Multisystemerkrankung, die durch Bluthochdruck und Proteinurie nach der 20. Schwangerschaftswoche charakterisiert ist. Sie zählt weltweit zu den wichtigsten Ursachen maternaler und perinataler Morbidität und Mortalität. Eine frühzeitige Risikoerkennung kann schwerwiegende Komplikationen wie Eklampsie, HELLP-Syndrom oder intrauterine Wachstumsrestriktion verhindern helfen.
Methoden
Das Screening kann in unterschiedlichen Stufen erfolgen:
- Anamnese und klinische Risikofaktoren: Zu den etablierten Risikofaktoren zählen u.a. Präeklampsie in einer vorangegangenen Schwangerschaft, chronische Hypertonie, Diabetes mellitus, Adipositas sowie Mehrlingsschwangerschaft.
- Blutdruckmessung und Urinuntersuchung: Routinemäßig während der Schwangerschaftsvorsorge durchgeführt.
- Biophysikalische Verfahren: Messung des uterinen Dopplerflusses (mittlerer Pulsatilitätsindex) im ersten oder zweiten Trimenon.
- Biochemische Marker: PAPP-A (Pregnancy-associated plasma protein A), PlGF (Placental Growth Factor) und sFlt-1 (soluble fms-like tyrosine kinase-1) haben sich als prädiktiv erwiesen, insbesondere in Kombination mit Dopplersonographie und maternalen Faktoren.
- Kombinierte Modelle: Screeningansätze, wie sie von der Fetal Medicine Foundation entwickelt wurden, kombinieren klinische Daten, Blutdruck, biophysikalische und biochemische Parameter und weisen eine höhere prädiktive Genauigkeit für frühe Präeklampsie auf.
Klinische Relevanz
Ein positives Screeningergebnis rechtfertigt in der Regel eine intensivierte Überwachung (z.B. häufigere Blutdruck- und Ultraschallkontrollen). Zudem kann bei Hochrisikopatientinnen die prophylaktische Gabe von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) ab der 12. bis 16. Schwangerschaftswoche das Risiko für das Auftreten einer Präeklampsie signifikant senken.
Limitationen
Das Screening ermöglicht keine sichere Vorhersage, sondern lediglich eine Risikoabschätzung. Zudem können die Kosten und die Verfügbarkeit biochemischer Marker die breite Implementierung einschränken.
Literatur
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) (2023). S3-Leitlinie: Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen. AWMF-Register Nr. 015-018
- Fetal Medicine Foundation (FMF). Preeclampsia Screening and Certification. https://fetalmedicine.org/fmf-certification-2/preeclampsia-screening-1