OPSI-Syndrom
Synonyme: Postsplenektomie-Syndrom, Postsplenektomiesepsis
Definition
Das OPSI-Syndrom steht für "overwhelming post-splenectomy infection". Es beschreibt ein schweres septisches Krankheitsbild, das nach einer Splenektomie auftreten kann.
Epidemiologie
Das OPSI-Syndrom kann bis zu 30 Jahre nach einer Splenektomie auftreten, am häufigsten jedoch in den ersten 3 Jahren nach der Operation. Es kann dabei alle Altersstufen betreffen.
Nach posttraumatischer Milzentfernung liegt die Inzidenz bei 1-5 %.
Ätiologie
Mit der Entfernung der Milz entfällt ein wichtiges Organ für die Infektabwehr. Die Anfälligkeit für bakterielle Infektionen hängt damit zusammen, dass opsonierte Bakterien nicht aus dem Blut entfernt werden können und die Bildung von Antikörpern gegen T-Zell-unabhängige Antigene, wie die Polysaccharidkomponenten von Bakterienkapseln, gestört ist. Ein erhöhtes Sepsisrisiko besteht auch bei funktioneller Asplenie (z.B. im Rahmen einer Sichelzellanämie).
Insbesondere kapseltragende Bakterien können dann zu einer foudroyant verlaufenden Sepsis führen. Zu den häufigsten Erreger zählen:
- Streptococcus pneumoniae (50 %)
- Neisseria meningitidis (15 %)
- Haemophilus influenzae (10 %)
Neben der erhöhten Prädisposition für bakterielle Infektionen sind splenektomierte Patienten auch anfälliger für bestimmte Parasitosen (z.B. Babesiose).
Klinik
Das OPSI-Syndrom beinhaltet Fieber und Oberbauchschmerzen. Gleichzeitig kann ein Infarkt der Nebenniere mit konsekutiver Nebennierenblutung (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom) auftreten. Es kann über einen Schockzustand mit Multiorganversagen und Koma tödlich enden.
Prophylaxe
Patienten mit anatomischer oder funktioneller Asplenie sollten gegen Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ B und Meningokokken geimpft werden. Zusätzlich wird eine jährliche Influenzaimpfung empfohlen, um das Risiko von bakteriellen Sekundärinfektionen zu reduzieren.[1]
Prinzipiell können alle Impfungen am gleichen Tag erfolgen. Bei geplanter Splenektomie sollten die Patienten die Impfungen möglichst bis spätestens 2 Wochen vor dem Eingriff erhalten. Falls nicht möglich, kann bis zu 3 Tage vor dem OP-Termin geimpft werden. Eine postoperative Impfung ist alternativ ebenfalls möglich, sobald der Patient in einem stabilen Allgemeinzustand ist.
Perioperativ erhalten die Patienten i.d.R. eine Antibiotikaprophylaxe (Penicillinderivate oder Cephalosporine). Ob eine postoperative prophylaktische Antibiotikagabe erfolgen soll, ist umstritten. Bei Kindern unter dem 10. Lebensjahr kann die zweijährige Gabe von Penicillin V erwogen werden.
Prognose
Angaben zur Mortalitätsrate schwanken zwischen 30-60 %.
Quellen
- ↑ RKI Impfungen bei Asplenie, abgerufen am 19.03.2020
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