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Per- und polyfluorierte Alkylverbindung

Englisch: per- and polyfluoroalkyl substance

1. Definition

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS, sind eine Gruppe organischer Verbindungen, die anstelle von Wasserstoffatomen Fluoratome enthalten. Der Wasserstoff kann vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) ersetzt sein. PFAS werden in Medizinprodukten, Arzneimitteln und in Alltagsprodukten angewendet.

2. Hintergrund

Die Gruppe der PFAS umfasst mehr als 10.000 synthetische Chemikalien, die seit den 1940er Jahren in einer Vielzahl von Produkten verwendet werden. Aufgrund ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften und ihrer thermischen Stabilität werden sie oft als "beständige Chemikalien" bezeichnet.

3. Einteilung

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind eine Gruppe von Verbindungen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Strukturen. Alle PFAS basieren auf einem Kohlenwasserstoffgrundgerüst (Alkylkette), in dem Wasserstoffatome ganz oder teilweise durch Fluoratome ersetzt sind.

Die zwei Hauptklassen von PFAS sind:

3.1. Perfluorierte Alkylverbindungen

Bei diesen Verbindungen sind alle Wasserstoffatome der Alkylkette durch Fluoratome ersetzt. Ein bekanntes Beispiel ist Perfluoroctansäure (PFOA). Die allgemeine Struktur ist:

wobei:

  • n = Länge der Alkylkette

3.2. Polyfluorierte Alkylverbindungen

Im Gegensatz zu den perfluorierten Verbindungen sind bei den polyfluorierten Alkylverbindungen einige Wasserstoffatome in der Alkylkette nicht durch Fluoratome ersetzt. Ein Beispiel ist die Heptadecafluorodecansäure. Die allgemeine Formel lautet:

4. Chemie

Die Kohlenstoff-Fluor-Bindung (C-F) ist eine der stärksten Einzelbindungen in der organischen Chemie und verleiht den PFAS ihre thermische und chemische Stabilität. Viele PFAS enthalten funktionelle Gruppen wie z.B. eine Carboxyl- (-COOH) oder Sulfonatgruppe (-SO3H), welche die Eigenschaften der jeweiligen Verbindung beeinflussen.

5. Anwendung

5.1. Alltagsanwendungen

  • Polytetrafluorethylen (PTFE) ist auch als Teflon® bekannt und wird als Antihaftbeschichtung in Kochgeschirr verwendet.
  • Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) findet in Schaumlöschmitteln (AFFF), als Antischleiermittel in der Verchromung, in Imprägnierungsmitteln für Textilien, Leder und Polstermöbeln, in Polier-, Reinigungs- und Waschmitteln, in Beschichtungen und bei der Herstellung von Halbleitern Verwendung.
  • Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonat (PFOS) werden häufig für fettabweisende Beschichtungen verwendet.
  • Polyfluoralkyle (PFA) werden in wasserabweisenden Stoffen und Beschichtungen genutzt.
  • Perfluoroctansulfonat (PFOS) wird in speziellen Feuerlöschschäumen (Aqueous Film Forming Foam, AFFF) verwendet.
  • Fluortelomeralkohole (FTOH) werden in Reinigungsmitteln zur Entfernung von Fett- und Ölflecken zu genutzt.
  • Perfluorpolyether (PFPE) wird in Schmier- und Dichtungsmitteln verwendet.
  • Perfluorpolyether (PFPE) wird aufgrund seiner Beständigkeit gegen extremen Temperaturen in Hydraulikflüssigkeiten in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt.
  • Perfluorbutansulfonat (PFBS) findet sich in schmutzabweisenden Beschichtungen für Teppiche und Möbel.

5.2. Anwendung in der Medizin

6. Gesundheitsrisiken

Die Auswirkungen von PFAS auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt sind Gegenstand der toxikologischen Forschung. Einige Studien haben gezeigt, dass die Exposition gegenüber PFAS mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden kann, darunter Krebs, Hormonstörungen und Entwicklungsstörungen bei Kindern.

Höhere PFAS-Konzentrationen im Blut, insbesondere von PFOS und PFHxS, waren mit höheren Konzentrationen von Gesamtlipiden, Cholesterin und Phospholipiden in den meisten HDL-, IDL-, LDL- und VLDL-Unterklassen verbunden.[1]

7. Umweltbelastung

PFAS sind in der Umwelt äußerst persistent und können sich in Wasser, Boden und Luft anreichern. Sie sind weit verbreitet und wurden in Umgebungen auf der ganzen Welt nachgewiesen, auch in entlegenen Gebieten wie der Arktis. Aufgrund ihrer Mobilität und Persistenz können PFAS in die Nahrungskette gelangen und sich in menschlichen und tierischen Geweben anreichern.

8. Regulierung

Aufgrund der negativen Umwelteigenschaften dieser Chemikalien haben verschiedene Länder Maßnahmen ergriffen, um die Verwendung und Emission von PFAS zu begrenzen. Einige PFAS-Verbindungen sind in der EU und den USA verboten oder unterliegen strengen Beschränkungen.

Die US-Umweltschutzbehörde (EPA) hat im Jahr 2024 Grenzwerte für PFOA und PFOS im Trinkwasser von 4,0 ppm festgelegt. Für PFNA, PFHxS und "GenX-Chemikalien" beträgt der Grenzwert 10 ppm.[2]

9. Literatur

10. Quelle

11. Weblinks

Stichworte: Verbindung
Fachgebiete: Chemie, Umweltmedizin

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