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Patientennahe Sofortdiagnostik

(Weitergeleitet von POCT)

Synonym: Patientennahe Labordiagnostik
Englisch: point-of-care-testing, POCT

1. Definition

Als patientennahe Sofortdiagnostik wird die Untersuchung labormedizinischer Parameter in unmittelbarer räumlicher und zeitlicher Nähe des Patienten bezeichnet. Weitere Merkmale sind die fehlende Probenvorbereitung und die Messung als Einzelprobe. Im klinischen Sprachgebrauch wird häufig der Begriff Point-of-Care-Test (POCT) oder Schnelltest verwendet.

2. Klinische Bedeutung

Die klinische Bedeutung der patientennahen Sofortdiagnostik ist hoch, da aus den Ergebnissen oft unmittelbar therapeutische Konsequenzen gezogen werden. Aufgrund der ständig wachsenden technischen Möglichkeiten können immer mehr, teilweise auch hochwertige Untersuchungen, als patientennahe Sofortdiagnostik durchgeführt werden.

Der Umfang der patientennahen Sofortdiagnostik reicht von extrem verbreiteten und häufigen Tests wie der Blutzuckermessung (Ugs.: "Stixen") oder dem Urinteststreifen über die Immunchromatografie, zum Beispiel beim Schwangerschaftstest, bis zu komplexer Gerinnungsdiagnostik beim Einsatz von Herz-Lungen-Maschinen und anderen großen Operationen. Auch die Blutgasanalyse gehört zur patientennahen Sofortdiagnostik auf der Intensivstation oder in der Notaufnahme.

3. Fehlerquellen

Fehlerhafte Bestimmungen können durch mit dem Testsystem interferierende Substanzen ausgelöst werden.

Bei der Blutzuckermessung können hohe Plasmaspiegel von Ascorbinsäure, Paracetamol (Acetaminophen), Dopamin, Mannitol und Isodextrin die Bestimmung beeinflussen.[1] Hohe Ascorbinsäure-Spiegel, die z.B. nach einer Infusion bei Sepsisbehandlung[2] auftreten können, verursachen eine "Pseudohyperglykämie", die zu Fehlentscheidungen wie einer falschen Insulingabe und damit einer Hypoglykämie führen kann.[3][4]

4. Qualitätssicherung

Geräte für die patientennahe Sofortdiagnostik arbeiten oft mit elektronischen oder physikalischen Standards, die die grundlegende Funktion überprüfen. Darüber hinaus sind inzwischen, ähnlich wie bei labormedizinischen Untersuchungen im engeren Sinne, Kontrollprobenmessungen vorgeschrieben. Dies ist in der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen geregelt. Wenn eine medizinische Einrichtung ein Labor betreibt, so ist dieses für die Organisation der Qualitätssicherung verantwortlich.

5. COVID-19

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie haben Schnelltests eine besondere Bedeutung erlangt. Bei der Sofortdiagnostik von Virusinfektionen unterscheidet man:

  • AG-POCT: Sofortdiagnostik zum Nachweis von Antigenen (direkter Virusnachweis)
  • AK-POCT: Sofortdiagnostik zum Nachweis von Antikörpern (indirekter Virusnachweis)

Weitere Erläuterungen hierzu stehen im Artikel Erregernachweis.

Darüber hinaus gibt es auch molekulargenetische Testsysteme für SARS-CoV-2, die als POC-Tests einsetzbar sind. Hierzu gehören das ID-now-System (Fa. Abbott) und der Genexpert (Fa. Cepheid).

Es bestehen Überlegungen, diese Nachweismethoden auch für medizinische Laien als Selbsttest verfügbar zu machen. Dies steht im Widerspruch zu bisherigen Regelungen, solche Test nur durch geschultes Personal und unter Einhaltung üblicher medizinischer Qualitätsstandards einzusetzen.

6. Quellen

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21.03.2024, 08:54
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