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Oppenheim-Dystonie

nach dem deutschen Neurologen Hermann Oppenheim (1857-1919)
Synonym: Idiopathische Torsionsdystonie, Dystonia musculorum deformans, Ziehen-Oppenheim-Syndrom, Schwalbe-Ziehen-Oppenheim-Syndrom, DYT1
Englisch: early onset torsion dystonia

1. Definition

Die Oppenheim-Dystonie ist eine seltene, vorwiegend autosomal-dominant vererbte hyperkinetische Bewegungsstörung. Es kommt zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen und Haltungen. Initial ist meist nur eine Extremität betroffen, im weiteren Verlauf ist eine Generalisierung möglich.

2. Epidemiologie

Die Prävalenz unterscheidet sich in verschiedenen Regionen und ethnischen Gruppen. In Europa wird das Vorkommen auf 1 von 200.000 bis 300.000 geschätzt. In den USA ist die Prävalenz mit ca. 1 von 30.000 höher. Aufgrund eines sogenannten Gründereffekts gibt es Bevölkerungsgruppen mit deutlich erhöhter Prävalenz, wie z.B. die Gruppe der aschkenasischen jüdischen Bevölkerung, wo die Häufigkeit auf 1 von 3.000 bis 9.000 geschätzt wird. Die Symptome manifestieren sich vorwiegend im Kindesalter (zwischen dem 5. und dem 15. Lebensjahr).

3. Ätiologie

In der Regel findet sich eine heterozygote Mutation im TOR1A-Gen an Genlokus 9q34, das für das Protein Torsin A codiert. Es handelt sich um eine Deletion von drei Basenpaaren (GAG). Torsin A ist ein ATP-bindendes Protein, das zu den Chaperonen aus der Familie der Heat-Shock-Proteine gehört. Die Mutation wird autosomal-dominant vererbt, mit einer Penetranz von etwa 30 %.

4. Symptome

Der Krankheitsverlauf ist variabel, auch innerhalb einer Familie ist die Symptomausprägung teils sehr unterschiedlich. In der Regel ist zunächst ein Arm bzw. ein Bein betroffen. Es kommt zu dystonen, unwillkürlichen, verdrehenden Muskelkontraktionen (Torsionsspasmus). Bei 30 bis 60 % der Betroffenen breitet sich die Dystonie innerhalb der nächsten 5 Jahre auf weitere Körperregionen aus. Dabei sind insbesondere die Extremitäten und die axiale Muskulatur betroffen. Das resultierende Gangbild wird in der Literatur teils als "Dromedar-Gang" beschrieben. Die kraniozervikale Muskulatur ist nur selten betroffen. Typischerweise ist die motorische Aktivität erhöht (Aktionsdystonie). Die Symptomatik kann sich belastungsabhängig verschlimmern. Es treten keine kognitiven Beeinträchtigungen auf.

5. Diagnostik

Die Diagnostik basiert auf der Anamnese inklusive Familienanamnese und der klinisch neurologischen Untersuchung. Bei begründetem Verdacht auf das Vorliegen einer Oppenheim-Dystonie erfolgt eine molekulargenetische Untersuchung zum Mutationsnachweis.

6. Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch kommen andere Arten der Dystonie in Betracht. Dazu gehören z.B.:

7. Therapie

7.1. Medikamentöse Therapie

7.2. Operative Therapie

Insbesondere bei Kindern mit nachgewiesener Mutation im Torsin A-Gen und bei therapierefraktären Verläufen ist die tiefe Hirnstimulation Therapie der Wahl. Zielstruktur ist dabei das bilaterale posterolaterale Pallidum internum.

Teils kommt auch eine intrathekale Applikation von Baclofen zum Einsatz.

8. Prognose

Durch die tiefe Hirnstimulation können die Symptome oft über einen langen Zeitraum gut kontrolliert werden. Aufgrund der individuellen Unterschiede ist die Prognose schwierig abzuschätzen. Häufig kommt es jedoch zu Gangstörungen und teils Gangunfähigkeit. Die Lebensdauer ist nicht eingeschränkt.

9. Quellen

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21.03.2024, 09:08
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