Nummulärer Kopfschmerz
Synonyme: Münzkopfschmerz, münzförmiger Kopfschmerz
Englisch: nummular headache, coin-shaped headache
Definition
Als nummulärer Kopfschmerz wird eine seltene, meist chronisch verlaufene primäre Kopfschmerzerkrankung bezeichnet, bei welcher der Schmerz konstant an einer bestimmten Stelle der Kopfhaut wahrgenommen, jedoch keine organische Ursache gefunden wird.
- ICD-10: G44.- Sonstige Kopfschmerzsyndrome
Ätiologie
Symptome
Der nummuläre Kopfschmerz wird nur an einer bestimmten Stelle der Kopfhaut wahrgenommen. Dieser Bereich wird vom Patienten als scharf umrissen und konstant groß angegeben. Er hat eine runde oder ovale Form und einen Durchmesser von 1 bis 6 Zentimeter. Das Areal kann zwar an jeder Stelle der Kopfhaut lokalisiert sein, meist befindet es sich aber in der Parietalregion. Die Intensität wird in der Regel als leicht bis mittel angegeben. Der Schmerz besteht oft länger als 3 Monate.
Begleitend kann im Schmerzareal auch eine fokale Sensibilitätsstörung (z.B. Allodynie, Hypästhesie, Parästhesie) vorliegen.
Differenzialdiagnosen
Insbesondere dermatologische, knöcherne oder intrazerebrale Läsionen (z.B. Meningeome) in dieser Region müssen ausgeschlossen werden.
Eine Okzipitalneuralgie kann ebenfalls ähnliche Symptome verursachen.
Diagnose
Die Diagnose kann bei typischen Symptomen und nach Ausschluss der Differenzialdiagnosen gestellt werden.
Therapie
Es liegen derzeit (2025) keine kontrollierten klinischen Studien zur Behandlung des nummulären Kopfschmerzes vor. Die Therapie ist in der Regel probatorisch ausgerichtet.
Bei einem Teil der Betroffenen reicht oft nur eine Aufklärung über den Zustand aus. Bei therapiebedürftigen Fällen können trizyklische Antidepressiva oder Antikonvulsiva gegeben werden. Gabapentin wird häufig als Erstlinientherapie eingesetzt und zeigt eine Ansprechrate von etwa 60%, die empfohlene Tagesdosis liegt zwischen 600 und 1.200 mg.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Bei milden chronischen, episodischen Kopfschmerzattacken sowie als unterstützende Therapie können nichsteroidale Antirheumatika hilfreich sein.[2]
Insbesondere bei therapierefraktären Verläufen oder Unverträglichkeit oraler Medikamente können Botulinumtoxin-Injektionen in das schmerzhafte Kopfareal eine erfolgsversprechende und gut verträgliche Option sein. Die Ansprechrate liegt bei 60% oder höher. Die Injektionen erfolgen typischerweise in fünf Punkte der schmerzhaften Zone (vier peripher, einer zentral) mit 2,5 bis 5 Einheiten pro Punkt.[3]
Subkutane Inflitrationen mit Lokalanästhetika sind in der Regel wenig wirksam.
Prognose
Zum Diagnosezeitpunkt überwiegt ein chronisches Muster, wobei etwa 70% der Patienten Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen pro Monat haben. Langfristig ist jedoch der Verlauf günstig. Innerhalb weniger Jahre nimmt die Anzahl der Attacken bei der Mehrheit der Patienten deutlich ab, nur wenige Betroffene haben einen persistenten Verlauf. Etwa die Hälfte wird im längeren Verlauf schmerzfrei.[4]
Literatur
- Suttorp N et al., Harrisons Innere Medizin. 19. Auflage. Berlin. ABW Wissenschaftsverlag; 2016
- IHS Classification ICHD-3, abgerufen am 19.06.2019
Quellen
- ↑ Cuadrado ML, López-Ruiz P, Guerrero ÁL. Nummular headache: an update and future prospects. Expert Rev Neurother. 2018;18(1):9-19.[1]
- ↑ Wilhour, D et al. Nummular Headache. Neurology and Neuroscience Reports. 2019;19, 26.
- ↑ García-Iglesias C, et al. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9821628 Treatment of primary nummular headache: a series of 183 patients from the NUMITOR study]. J Headache Pain. 2023;12(1):122.
- ↑ García-Iglesias C et al. Long-term outcomes of nummular headache: A series of 168 patients and 1198 patient-years of follow-up. Cephalalgia. 2023;43(9).[2]