Nervi olfactorii (Veterinärmedizin)
Synonym: Riechnerven, Nn. olfactorii, Nervus olfactorius, 1. Hirnnerv
Definition
Als Nervi olfactorii bezeichnet man die Gesamtheit aller Axone der Riechzellen. Die viszerosensorischen Fasern sind Teil des olfaktorischen Systems, welches der Geruchswahrnehmung dient.
Im klinischen Sprachgebrauch werden die Riechnerven auch als Nervus olfactorius bzw. 1. Hirnnerv zusammengefasst.
Anatomie
Der Nervus olfactorius ist im engeren Sinn kein peripherer Nerv. Er besteht vielmehr aus Fortsätzen der Sinneszellen des Riechepithels, die in den Bulbus olfactorius (Riechkolben) eintreten.
Verlauf
Die marklosen Fasern vereinigen sich nicht zu einem einheitlichen Nerven, sondern durchziehen in ihrem Verlauf als selbstständige Faserbündel (Fila olfactoria) die Löcher der Lamina cribrosa des Os ethmoidale.
Ein äußerst dünner Ast der als Nervus terminalis bezeichnet wird, endet im Organum vomeronasale. Dieser nimmt seinen Ursprung rostral am Rhinencephalon (Riechhirn).
Riechbahn
- 1. Neuron: Fila olfactoria der Neuroepithelzellen der Riechschleimhaut
- 2. Neuron: vom Bulbus olfactorius zum Lobus piriformis
- 3. Neuron: zu Cornu ammonis inversum (Reflexbahn) oder Hippocampus (Riechbahn)
Riechschleimhaut
Die Rezeptoren für den Geruchssinn sind in der Riechschleimhaut lokalisiert. Diese überziehen eine tierartlich verschieden große Oberfläche der Siebbein- und Nasenmuscheln sowie der Wände des Siebbeins im Fundus nasi. Die von der Riechschleimhaut überzogene Fläche wird als Riechfeld bezeichnet, das für beide Nasenhöhlen zusammengefasst wird:
Histologie
Die Riechschleimhaut ist aus einem mehrstufigen Epithel aufgebaut, das aus Basalzellen, mehreren Reihen von Riechzellen und einer Reihe oberflächlich gelegenen Stützzellen besteht. Die Stützzellen erscheinen im histologischen Schnittbild leicht pigmentiert, was der Regio olfactoria einen gelblichen Farbton verleiht. Im Riechepithel der Nasenhöhlen sollen beim Menschen ca. 20 Millionen Riechzellen ausgebildet sein. Im Vergleich dazu besitzt der Schäferhund rund 225 Millionen Zellen (ca. 15.000 Zellen/mm2).
Die Riechzellen sind rundliche Zellen, die einen großen runden Zellkern und einen oberflächenwärts gerichteten, knopfartigen Fortsatz besitzen. Auf diesem Fortsatz sind im Durchschnitt 6 bis 8 lange Zilien (Riechhärchen) ausgebildet, die der Schleimhaut aufliegen. Der nach basal gerichtete Fortsatz durchdringt die Basalmembran und zieht als Filum olfactorium hirnwärts weiter. Ihre Gesamtheit wird folglich als Nervi olfactorii bezeichnet. Die Riechzellen sind somit als primäre Sinneszellen einzustufen.
Klinik
Erkrankungen des olfaktorischen Systems können zu Hyp- oder Anosmie und somit zur vermindertem Appetit mit verringerter Futteraufnahme führen. Ursachen hierfür können Entzündungen der Nasenschleimhaut (z.B. bei Staupe oder Katzenschnupfen), traumatisch bedingte Abrisse der Fila olfactoria, Hirnhautentzündungen oder Tumore sein.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band VI: Nervensystem. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004
- König, Horst Erich, and Hans-Georg Liebich. Anatomie der Haussäugetiere: Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis. Schattauer Verlag, 2014.
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, Uwe Gille. Anatomie für die Tiermedizin. Georg Thieme Verlag, 2015.
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