Neonatale Hypokalzämie
Synonym: Neonatale Hypocalcämie
Englisch: neonatal hypocalcaemia
Definition
Man spricht von einer neonatalen Hypokalzämie, wenn die Kalziumkonzentration im Blut des Neugeborenen auf unter 7mg/dl (unter 1,75 mmol/l) abgesunken ist.
Epidemiologie
Fünf bis zehn Prozent der Neugeborenen sind von einer Hypokalzämie betroffen.
Formen
Man unterscheidet eine Frühform von einer Spätform. Bei der Frühform manifestiert sich die Hypokalzämie zwischen dem ersten und dritten Lebenstag, bei der Spätform zwischen der ersten und zweiten Lebenswoche.
Ätiopathogenese
Die neonatale Hypokalzämie wird durch einen erhöhten Calcitoninspiegel oder durch einen Hypoparathyreoidismus hervorgerufen.
Frühform
Die Frühform betrifft vor allem Neugeborene, die von einer perinatalen Asphyxie betroffen waren, Frühgeborene sowie Neugeborene, deren Mütter unter einem Diabetes mellitus leiden. Sie wird ebenfalls nach Austauschtransfusionen und nach Verabreichung von Fettlösungen beobachtet. Seltener ist ein Geburtstrauma Ursache einer neonatalen Hypokalzämie.
Spätform
Die Spätform kann durch die Fütterung von Kuhmilch mit hohem Gehalt an Phosphor bedingt sein, welche jedoch heute nur noch selten Ursache einer neonatalen Hypokalzämie ist.
Eine Malabsorption aufgrund einer Diarrhoe, ein Kurzdarmsyndrom sowie ein Di-George-Syndrom können ebenfalls zu einer neonatalen Hypokalzämie führen. Eine kongenitale Hypomagnesämie geht mit einer sekundären Hypokalzämie einher.
Klinik
Die neonatale Hypokalzämie führt zu relativ unspezifischen Symptomen. Sie führt zu einer erhöhten neuromuskulären Erregbarkeit, die sich in Kloni, einem Tremor und durch stark ausgeprägte Reaktionen auf äußere Reize äußert.
Während man beim Erwachsenen mit Hypokalzämie häufiger ein Chvostek-Zeichen oder ein Trousseau-Zeichen beobachten kann, sind diese bei Neugeborenen selten. Auch ein Stridor und Konvulsionen werden selten beobachtet.
Diagnostik
Der Kalziumspiegel im Blut (inklusive des ionisierten Anteils) sollte regelmäßig bestimmt werden. Auch die Spiegel von Magnesium und Phosphor bedürfen einer regelmäßigen Kontrolle, ggf. auch der Spiegel des Parathormons. Um eine QT-Verlängerung auszuschließen, sollte ein EKG abgeleitet werden.
Therapie
Wenn die betroffenen Patienten keine Symptome zeigen, ist in der Regel keine Behandlung erforderlich.
Die Gabe von zwei Milliliter einer 10%ige Kalziumglukonatlösung pro kg Körpergewicht über zehn Minuten ist indiziert, wenn die Hypokalzämie zu Symptomen geführt hat. Sollte diese den Calciumspiegel nicht ansteigen lassen, erfolgt eine Infusion mit 5ml 10% Lösung pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Das Calcium kann ggf. ebenfalls oral verabreicht werden.
Wenn die Hypokalzämie länger anhält, sollte Vitamin D und ggf. auch Magnesium substituiert werden.
um diese Funktion zu nutzen.