Lepirudin
Handelsnamen: Refludan®
Englisch: lepirudin
Definition
Lepirudin ist ein potentes Antikoagulans aus der Gruppe der Hirudinderivate, welches Thrombin selektiv hemmt und deshalb zu den Thrombininhibitoren gezählt wird. Der Vertrieb in Deutschland wurde 2012 eingestellt.
Chemie
Lepirudin hat die Summenformel C287H440N80O110S6. Es handelt sich um ein rekombinantes Hirudinpräparat, das aus gentechnisch veränderten Hefen (Saccharomyces cerevisiae) gewonnen wird. Es basiert auf dem Hirudin aus den Speicheldrüsen des Blutegels (Hirudo medicinalis). Lepirudin unterscheidet sich von Hirudin durch den Ersatz von Isoleucin durch Leucin am N-terminalen Ende des Moleküls und durch das Fehlen einer Sulfatgruppe am Tyrosin der Position 63.
Wirkmechanismus
Wie andere Hirudine bindet auch Lepirudin selektiv und irreversibel an Thrombin, wodurch u.a. Fibrinogen nicht mehr proteolytisch in Fibrin umgewandelt werden kann. Diese Inhibition der prothrombotischen Aktivität des Thrombins erklärt die Hemmung der Endstrecke der Gerinnungskaskade und damit die antikoagulatorische Wirkung des Lepirudins.
Pharmakokinetik
Lepirudin wird intravenös verabreicht und hat ein relativ großes Verteilungsvolumen von über 12 Liter. Es wird vorwiegend unverändert renal ausgeschieden, was bei älteren Patienten oder bei Patienten mit Niereninsuffizienz zu einer längeren Plasmahalbwertszeit führt.
Indikationen
Lepirudin wurde zur Gerinnungshemmung bei Erwachsenen mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT) vom Typ II eingesetzt. Außerdem wurde es zur Therapie von thromboembolischen Erkrankungen verwendet, die eine parenterale antithrombotische Behandlung erfordern.
Nebenwirkungen
Das Nebenwirkungsprofil entspricht dem des Hirudins. Wie bei allen Antikoagulantien kann es zu einer Hämorrhagischen Diathese kommen. Mögliche Nebenwirkungen einer Lepirudintherapie sind:
- Hämaturie
- Hämatome
- Epistaxis
- Blutungen aus Wunden bzw. Injektionsstellen
- rektale oder vaginale Blutungen
- Allergische Reaktionen