Larynxparalyse (Hund)
Synonym: Kehlkopflähmung
Englisch: laryngeal paralysis
Definition
Unter einer Larnyxparalyse versteht man beim Hund eine uni- oder bilaterale Lähmung der intrinsischen Kehlkopfmuskulatur, wodurch der Aryknorpel (Cartilago arytenoidea) des Kehlkopfes nicht genügend abduziert wird.
Ätiologie
Die Lähmung der Kehlkopfmuskulatur ist meist auf eine Schädigung des Nervus laryngeus recurrens (Nervus laryngeus caudalis) zurückzuführen. Infolgedessen kommt es zu einer ungenügenden bzw. fehlenden inspiratorischen Lateralisation (Abduktion) des Aryknorpels.
Neben einer idiopathischen Genese kommen verschiedene weitere Ursachen in Frage, unter anderem:
- Traumata
- Postoperative Komplikationen
- intra- und extrathorakale Neoplasien
- Generalisierte Neuropathien
- Myasthenia gravis
- Komplikation einer Staupeinfektion
- Kongenital (wird u.a. vermutet bei Siberian Husky, Bouvier des Flandres, weißer Schäferhund)
Die häufigste Ursache ist die idiopathische Larynxparalyse auf, wobei insbesondere großrassige Hunde mittleren bis höheren Alters (z.B. Labrador Retriever, Golden Retriever, Neufundländer, Bernhardiner) betroffen sind.
Tiere mit einer Polyneuropathie leiden zudem häufig zusätzlich unter Schluckstörungen und einer Ösophagusdilatation, was zum Regurgitieren führt.
Pathogenese
Der starke Unterdruck im Bereich der Obstruktion und die erhöhte Luftgeschwindigkeit irritieren die Kehlkopfschleimhaut und führen zu einem sekundärem entzündlichen Schleimhautödem. Das Ödem wiederum verschlimmert die Obstruktion, wodurch der Unterdruck und die Luftgeschwindgkeit weiter ansteigen.
Klinik
Die Symptome entwickeln sich häufig schleichend und können variable Schweregrade aufweisen:
- Stimmänderung (tonloses oder heiseres Bellen)
- Husten
- Würgen
- Inspiratorische Dyspnoe
- Laryngealen Stridor (inspiratorisch pfeifend, keuchend oder röchelnd)
- Dysphagie
Insbesondere bei einer bilateralen Larynxparalyse kommt es häufig zur Entstehung einer Aspirationspneumonie.
Diagnostik
Atemnotpatienten müssen vor weiteren Untersuchungen umgehend stabilisiert werden (Sauerstofftherapie, Sedierung). Zusätzlich ist die Verabreichung von schnell wirksamen Glukokortikoiden zur Abschwellung des Kehlkopfes indiziert.
Die Diagnose kann anhand einer Laryngoskopie in oberflächlicher Narkose gestellt werden. Typisch ist hierbei die fehlende inspiratorische Abduktion des Stellknorpels (Arytenoid). In manchen Fällen treten auch paradoxe Larnyxbewegungen mit inspiratorischer Obstruktion der Larynxöffnung auf. Die Verabreichung des Atmungsstimulans Doxapram kann zur Vertiefung der Atmung führen und die Diagnosestellung vereinfachen.
Die weitere Diagnostik (z.B. Röntgenuntersuchung) zielt auf die Ermittlung der zugrunde liegenden Ursachen ab.
Therapie
Patienten mit Atemnot werden mittels Sauerstoffgabe und Sedierung (z.B. Butorphanol) stabilisiert. In Notfällen kann die Durchführung einer Tracheotomie erforderlich sein.
Therapie der Wahl ist die einseitige chirurgische Arytenoidlateralisation ("Tie-Back"). Diese Methode weist deutlich bessere Erfolgsraten als die einseitige Resektion des Aryknorpels oder die partielle Laryngektomie auf. Zusätzlich müssen etwaige Grunderkrankungen behandelt werden.
Quellen
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3