Langzeitantikoagulation
von lateinisch: coagulare - gerinnen, stocken
Synonyme: Langzeit-Gerinnungshemmung, langfristige antikoagulierende Therapie, "Blutverdünnung" (umgangsspr.)
Englisch: long-term anticoagulation
Definition
Langzeitantikoagulation bezeichnet die langfristige, kontinuierliche Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (Antikoagulanzien), um das Risiko der Bildung von Thromben zu verringern. Sie ist eine Form der Antikoagulationstherapie.
Hintergrund
Das Zeitintervall, ab dem eine Antikoagulation als Langzeitantikoagulation bezeichnet wird, ist nicht einheitlich definiert. In der Regel beträgt der Zeitraum mindestens 3 bis 6 Monate. Die Behandlung kann lebenslang notwendig sein.
Indikationen
Die Langzeitantikoagulation wird bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Thrombosen oder Embolien eingesetzt. Therapeutisches Ziel ist es, dieses Risko zu senken und dadurch potentiell lebensbedrohliche kardiovaskuläre Ereignisse (Schlaganfälle, Herzinfarkte) und Lungenembolien zu verhindern.
Indikationen für eine Langzeitantikoagulation sind vielfältig und umfassen unter anderem:
- Tiefe Venenthrombosen (TVT)
- Mechanischer Herzklappenersatz
- Thromboembolieprophylaxe bei Vorhofflimmern
- Persistierendes Foramen ovale
- Thrombophilie mit hohem Rezidivrisiko
Medikamente
Zur Langzeitantikoagulation werden u.a. folgende Substanzgruppen eingesetzt:
- Unfraktioniertes Heparin, z.B. bei mechanischen Herzklappen
- Niedermolekulare Heparine (NMH)
- Pentasaccharide
- Vitamin-K-Antagonisten (VKA)
- Direkte orale Antikoagulantien (DOAK)
Komplikationen
Unter einer Langzeitantikoagulation besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko, das selbst lebensbedrohliche Komplikationen auslösen kann. Daher muss das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Langzeitantikoagulation stets sorgsam abgewogen werden.
Zusätzlich können substanzgruppenspezifische Nebenwirkungen als Komplikationen auftreten:
- Unfraktioniertes Heparin kann eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) auslösen, bei der Antikörper gegen den Plättchenfaktor 4 gebildet werden. Niedermolekulare Heparine können ebenfalls diese Komplikation verursachen, tritt sie jedoch deutlich seltener auf.
- Vitamin-K-Antagonisten wirken teratogen.
Direkte orale Antikoagulantien sollten weder während der Schwangerschaft verabreicht noch bei Patienten mit künstlichen Herzklappen eingesetzt werden, da sie in diesen Situationen kontraindiziert sind.
Behandlungsdauer
Eine venöse Thromboembolie (VTE), die durch einen reversiblen Risikofaktor oder eine erste unprovozierte tiefe Venenthrombose (TVT) verursacht wurde, sollte in der Regel für 3 Monate mit Antikoagulanzien behandelt werden. Im Gegensatz dazu wird eine VTE, die durch einen persistierenden oder progressiven Risikofaktor wie ein Malignom oder eine zweite unprovozierte proximale TVT ausgelöst wurde, meist unbegrenzt behandelt.
Faktoren wie ein positiver D-Dimer-Test nach Absetzen der Antikoagulation oder Antiphospholipid-Antikörper sprechen für eine unbefristete Antikoagulation.
Literatur
- Kearon C, Kahn SR. Long-term treatment of venous thromboembolism. Blood. 2020 Jan 30;135(5):317-325. doi: 10.1182/blood.2019002364. PMID: 31917402.
- Kearon C, Akl EA. Duration of anticoagulant therapy for deep vein thrombosis and pulmonary embolism. Blood. 2014 Mar 20;123(12):1794-801. doi: 10.1182/blood-2013-12-512681. Epub 2014 Feb 4. PMID: 24497538.