Kryptosporidiose (Fleischfresser)
Synonym: Cryptosporidienbefall des Fleischfressers
Definition
Die Kryptosporidiose des Fleischfressers ist eine durch Cryptosporidium-Arten ausgelöste Parasitose bei Hund und Katze.
Erreger
Bis dato (2018) wurden im Gastrointestinaltrakt von Wirbeltieren parasitierende Cryptosporidium-Arten gefunden, deren Klassifikation und Taxonomie noch nicht endgültig geklärt ist. Zurzeit unterscheidet man anhand morphometrischer und molekularbiologischer Merkmale sowie der Wirtsspezifität etwa 14 verschiedene Arten.
Beim Hund und auch bei der Katze parasitieren jeweils mindestens zwei verschiedene Cryptosporidium-Arten. Bei der Katze kann man v.a. Cryptosporidium felis nachweisen. Diese Protozoen bilden kleine Oozysten (3,2 bis 5,1 x 3,0 bis 4,5 μm). Gleichzeitig kommen sowohl im Katzen- als auch im Hundekot häufig etwas größere Oozysten (4,8 bis 5,6 x 4,2 bis 4,8 μm) vor, bei denen es sich wahrscheinlich um Cryptosporidium parvum handelt. Seit kurzem ist auch eine beim Hund parasitierende Art bekannt, die als Cryptosporidium canis bezeichnet wird.
Vorkommen
Cryptosporidien-Infektionen kommen weltweit bei Hunden und Katzen aller Altersstufen vor, mit Prävalenzen bis zu 38 %. In Mitteleuropa findet man patente Infektionen bei 1,3 bis 4,3 % der Katzen.
Epidemiologie
Sowohl Cryptosporidium parvum als auch Cryptosporidium felis parasitieren im Mikrovillisaum der Epithelzellen des Dünndarms. Gleiches gilt für Cryptosporidium canis, das ebenfalls überwiegend im Dünndarm angetroffen wird.
Die sporulierten Oozysten, die mit dem Kot der Wirte ausgeschieden werden, können in der Umwelt monatelang infektiös bleiben. Übertragungen können deshalb entweder direkt von Tier zu Tier oder über kontaminiertes Futter, Trinkwasser oder Gegenstände erfolgen. Bei Hund und Katze beträgt die Präpatenz 2 bis 14 Tage, die Patenz 25 bis 80 Tage.
Pathogenese
Die im Dünndarm parasitierenden Entwicklungsstadien von Cryptosporidium parvum, Cryptosporidium felis und Cryptosporidium canis führen zu einer Zerstörung des Mikrovillisaums, der bei hochgradigem Befall auch die Epithelzellschicht betrifft.
Klinik
Eine Kryptosporidiose bei immunkompetenten adulten Tieren verläuft in der Regel selbstlimitierend und symptomlos. Klinisch manifeste Cryptosporidien-Infektionen treten meistens im Welpenalter oder bei immunkompromittierten Tieren auf. Besonders Katzen leiden an Cryptosporidium-bedingte, dünnbreiige bis profuse Diarrhöen, die mit Anorexie und Abmagerung einhergehen.
Diarrhöe setzt meist am 3. bis 7. Tag der Patenz ein und kann wenige Tage bis mehrere Wochen andauern. Der Kot ist dabei auffällig hellbraun, gelb oder grün gefärbt und teilweise von fauligem Geruch begleitet. Zusätzliche Symptome sind Bauchschmerzen, Erbrechen und subfebrile bis febrile Körpertemperaturen.
Diagnose
Als koproskopisches Untersuchungsverfahren hat sich die Spezialfärbung von dünn aufgetragenem Kotausstrich mit einer modifizierten Ziehl-Neelsen-Färbung durchgesetzt. Bei dieser Färbemethode lassen sich die pink angefärbten Oozysten gut vom blauen Hintergrund absetzen. Oozysten können außerdem auch durch eine Gegenfärbung mit Karbolfuchsin oder Antikörpermarkierung sichtbar gemacht werden. Andere koproskopische Methoden haben sich aufgrund ihrer Unzuverlässigkeit nicht durchgesetzt.
In der Praxis haben sich oftmals kommerziell erhältliche Tests zum Nachweis von Cryptosporidium-Koproantigenen etabliert. Aufgrund dessen, dass Koproantigene von Cryptosporidium-Arten auch noch dann nachgewiesen werden können, wenn die Oozystenausscheidung gering ist, kann eine sichere Diagnose gestellt werden. Die einfache Probenentnahme mittels Kottupfer erleichtert zudem die Untersuchung, was v.a. bei Katzen zugute kommt.
Pathologie
Im Zuge der Sektion können sogar noch post mortem durch Abstriche der Mukosa des Jejunums und des Ileums Oozysten nachgewiesen werden.
Therapie
Im Vordergrund der Therapie einer Kryptosporidiose beim Fleischfresser sollte die symptomatische Behandlung gegen Diarrhö und Exsikkose stehen. Gleichzeitig können Darmkrämpfe mit geeigneten Spasmolytika behandelt werden.
Ein spezifisch gegen Cryptosporidium-Arten wirksames Präparat ist derzeit (2018) in der EU nicht verfügbar.
Bekämpfung
Um eine Reinfektion zu verhindern, ist eine Verbesserung hygienischer Maßnahmen unabdingbar. Cryptosporidium-Oozysten weisen eine hohe Tenazität auf. Aus diesem Grund empfiehlt es sich - Räumlichkeiten in denen exzessive Tierhaltung stattfindet (z.B. Tierheim) - regelmäßig mit Dampfstrahl (Temperaturen über 60 °C für mindestens 10 Minuten) zu reinigen.
Bedeutung für den Menschen
Das bei Kindern als wichtiger Durchfallerreger bekannte Cryptosporidium hominis (früher auch als humaner Genotyp von Cryptosporidium parvum bezeichnet) konnte bisher nicht bei Haus- und Nutztieren nachgewiesen werden. Von zoonotischer Bedeutung ist hingegen der bovine Genotyp von Cryptosporidium parvum, der sowohl bei immundefizienten als auch bei immunkompetenten Menschen Durchfall verursachen kann.
Besonders bei immundefizienten Patienten konnten in einigen Fällen auch Infektionen mit anderen Arten oder Genotypen (z.B. Cryptosporidium felis) nachgewiesen werden. Besonders anfällig sind AIDS-Patienten, denen ein Kontakt mit erkrankten Katzen und Hunden strikt abgeraten wird.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005