Kocher-Langenbeck-Zugang
Definition
Als Kocher-Langenbeck-Zugang bezeichnet man einen Zugangsweg zur operativen Versorgung von Acetabulumfrakturen.
Indikation
Der Kocher-Langenbeck-Zugang dient der visuellen Darstellung des hinteren Pfeilers und der hinteren Wand des Acetabulums sowie von Anteilen des Pfannendachs. Darüber hinaus kann über den Kocher-Langenbeck-Zugang die Innenfläche des Beckens durch das Foramen ischiadicum majus palpiert werden.
Der Kocher-Langenbeck-Zugang wird in erster Linie bei Frakturen im Bereich des hinteren Pfeilers und bei Frakturen mit einer Querkomponente eingesetzt. Der Zugangsweg ermöglicht Repositionen im dorsalen Bereich des Acetabulums unter Sicht.
Kontraindikationen
Der Kocher-Langenbeck-Zugang ist bei Frakturen mit einer anterioren Hauptpatholgie kontraindiziert. Dazu gehören beispielsweise:
- Fraktur des vorderen Pfeilers
- Isolierte Fraktur der vorderen Wand
- Multifragmentäre Frakturen des vorderen Pfeilers
Technik
Der Kocher-Langenbeck-Zugang kann in Bauch- oder Seitenlage durchgeführt werden. Die Inzision der Haut erfolgt oberhalb der Spina iliaca posterior superior in Richtung des Trochanter major. Die Inzision wird dann entlang der Femurachse bis zum Übergang des proximalen bzw. mittleren Drittels des Oberschenkels durchgeführt.
Nachdem der Durchtrennnung des Subkutangewebes spaltet man den Tractus iliotibialis und den Musculus gluteus maximus in seinem vorderen Drittel. Der Musculus quadratus femoris sowie der Nervus ischiadicus werden identifiziert. Anschließend wird eine Tenotomie der Sehnen des Musculus piriformis und des Musculus triceps coxae durchgeführt.
Im weiteren Verlauf erfolgt die direkte Reposition der Frakturfragmente des hinteren Pfeilers und der hinteren Wand. Darüber hinaus werden alle Fragmente in der Vierkantenfläche indirekt repositioniert. Die Fraktur wird anschließend mittels Zugschrauben fixiert und eine Abstützplatte, die parallel zum Acetabulum verläuft, angelegt.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen des Kocher-Langenbeck-Zugangs sind beispielsweise eine erhöhte Rate an heterotopen Ossifikationen, Nervenläsionen sowie eine Außenrotationsschwäche.
Nachsorge
Ob unmittelbar nach dem Eingriff eine sofortige Mobilisierung begonnen werden kann, ist abhängig von der erreichten Stabilität.
Literatur
- Rommens. Der Kocher-Langenbeck-Zugang zur Behandlung von Azetabulumfrakturen, Operative Orthopädie und Traumatologie, 2004
- Gänsslen et al. Azetabulumfrakturen, Thieme Verlag, 2016
- Stöckle et al. Zugangswege bei Azetabulumfrakturen, OP-Journal, 2003