Intraossäre Infusion
Englisch: intraosseous infusion
Definition
Die intraossäre Infusion ist eine spezielle Form der Infusion, bei der die Infusionslösung über einen intraossären Zugang direkt in das Knochenmark gelangt.
Anwendung
Intraossäre Infusionen werden vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern eingesetzt, wenn eine intravenöse Infusion nicht möglich bzw. kein geeigneter Zugang auffindbar ist.
Eine intraossäre Medikamentengabe wird auch in der Notfallmedizin praktiziert, wenn ein venöser Zugang aus verschiedenen Gründen (z.B. Zentralisation im Schock, schwerste Verbrennungen) nicht gelegt werden kann. Gerade im Schock ist die intramuskuläre Medikamentengabe wegen der unzureichenden Durchblutung der Skelettmuskulatur kontraindiziert.
Technik
Die Punktion erfolgt im Bereich des Tibiakopfes unterhalb der Epiphysenfuge an der Innenseite des Unterschenkels mit einer speziellen Kanüle. Die Kanüle wird von einem Bohrer mit schnellen Schraubbewegungen durch die Haut hindurch in den Knochen platziert. Hierbei ist besonders auf die ausreichende Geschwindigkeit der Kanülendrehung zu achten, da sonst bei zu schwacher bzw. langsamer Rotation die Haut nicht durchstochen werden kann, sodass sich das Hautgewebe um die Kanüle wickelt. Bei richtiger Lage der Kanüle (Aspiration) werden die eingebrachten Medikamente bzw. die Infusionslösung ohne Verzögerung vom venösen System resorbiert.
Risiken
Es besteht die Gefahr der Einschleppung von Krankheitserregern in das Knochenmark und damit das Risiko einer Osteomyelitis. Durch sorgfältige Desinfektion und geeignete Hygienemaßnahmen lässt sich das Risiko minimieren. Statistisch gesehen ist es sehr gering.
Bei falscher Lage der Kanüle kann es zum Austreten von Infusionslösung in das umgebende Gewebe kommen. Ebenso ist bei zu weit kranial gelegener Punktion eine Verletzung der Epiphysenfuge möglich.
Selten kann es zu einer Fettembolie kommen.[1]
Quellen
- ↑ Castiglioni C et al. Fat embolism after intraosseous catheters in pediatric forensic autopsies. Int J Legal Med. 2023
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