Intrakranielle Blutung bei Frühgeborenen
Synonym: Keimmatrixblutung
Englisch: periventricular-intraventricular hemorrhage, germinal matrix hemorrhage
1. Definition
Als intrakranielle Blutungen bei Frühgeborenen bezeichnet man Gehirnblutungen, die vor Vollendung der 32. Schwangerschaftswoche auftreten und auf die Ruptur subependymaler Gefäße zurückgehen.
2. Einteilung
Nach Lou Ann Papile werden je nach Ausdehnung 4 Schweregrade der intrakraniellen Blutung beim Frühgeborenen unterschieden:
Grad | Ausdehnung |
---|---|
I | Subependymale Blutung |
II | Intraventrikuläre Blutung ohne Dilatation des Ventrikels |
III | Intraventrikuläre Blutung mit Dilatation, mind. 50 % des Ventrikels betroffen |
IV | Intraventrikuläre Blutung und intraparenchymale Blutung |
3. Pathophysiologie
Intrakranielle Blutungen bei Frühgeborenen entstehen meist durch die Ruptur fragiler, unreifer Gefäße in der germinalen Matrix, einer stark vaskularisierten Zellschicht nahe den Seitenventrikeln. Besonders Frühgeborene sind gefährdet, da ihre Gefäße dünnwandig und druckempfindlich sind. Postnatale Blutdruckschwankungen, sowie Hypoxie und Hyperkapnien können durch die noch eingeschränkte Funktion zur Autoregulation den Blutfluss destabilisieren und eine Gefäßruptur begünstigen.
4. Symptome
Bei etwa 90 % der Fälle treten intrakranielle Blutungen bei Neugeborenen innerhalb der ersten drei Lebenstage auf. Oft handelt es sich um eine asymptomatische Zufallsdiagnose. Zu den möglichen Symptomen zählen:
- Vigilanzstörungen
- epileptische Anfälle
- muskuläre Hypotonie, Hypoaktivität
- Dyspnoe, Apnoe
- Stupor
- reduzierte Spontanmotorik
- vorgewölbte Fontanelle
- fehlende Pupillenreaktion
- arterielle Hypotonie
5. Diagnostik
Intrakranielle Blutungen bei Frühgeborenen werden i.d.R. mittels Ultraschall diagnostiziert.
6. Komplikationen
Infolge einer intraventrikulären Hämorrhagie kann es zur Ausbildung eines posthämorrhagischen Hydrozephalus kommen. Dabei steigt der Hirndruck infolge der verringerten Liquorresorption an.
Weiter mögliche Komplikationen sind:
- ischämischer Hirninfarkt
- periventrikuläre Leukomalazie
- Zerebralparese
- epileptische Anfälle und neurologische Entwicklungsverzögerung
7. Quelle
- StatPearls – Pericentricular and Intraventricular Hemorrhage, abgerufen am 17.02.2025