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FlexiEssay: Infusionsfiltereinsatz in der Intensivpflege

Kurt Wanka
Anästhesiepfleger/in
Dr. Frank Antwerpes
Arzt | Ärztin
Natascha van den Höfel
DocCheck Team
Kurt Wanka, Dr. Frank Antwerpes + 2

Dieser Text ein so genannter FlexiEssay. So nennen wir Texte, die keinen lexikalischen Inhalt haben. FlexiEssays geben die persönliche Einschätzung des Autors wieder. Sie werden von uns nicht inhaltlich überprüft. Wie bei allen anderen Texten gilt: Lies dir den Artikel kritisch durch, vergleiche ihn mit anderen Publikationen und bilde dir eine eigene Meinung.

Warum Infusionsfilter?

Es geht in der Intensivmedizin und Intensivpflege nicht nur um die optimale Therapie der diversen Krankheitsbilder, sondern immer auch um Fragen nach der Stabilität der Pharmaka in Lösungen, der chemisch-physikalischen Verträglichkeit verabreichter Infusionen (Kompatibilität) und letztendlich auch um die Frage der Verträglichkeit der Pharmaka mit dem Einmalmaterial (Leitungen, Hahnenbanken usw.).

Nach Literaturangaben besteht die Möglichkeit, dass in der Intensivmedizin innerhalb 24 Stunden pro Patient etwa 10 Mio. kleinster Partikel ohne einen Infusionsfilter ihren Weg in den menschlichen Organismus finden.

Bekannt ist: Infusionslösungen können Mikropartikel (kleinste Partikel mit Durchmessern unter einem Millimeter) enthalten, besonders dann, wenn Trägerlösungen andere Arzneimittel zugesetzt werden. Solche Mischinfusionen werden heute in Krankenhäusern überwiegend bedarfsgerecht in der Apotheke unter Reinraumbedingungen hergestellt. Diese Verfahrensweise entfällt notgedrungen innerhalb der Notversorgung und bei lebensbedrohlichen Erkrankungen, also immer dann, wenn jede Minute zählt. Neben dem Notfall ist es auf der Intensivstation die Langzeitinfusion (Mischinfusion), bei der Partikelbelastungen nicht ausgeschlossen werden können. Das Problem: Diese Partikel entziehen sich allerdings durch ihre Kleinheit einer makroskopischen Identifikation.

Es gibt in Deutschland keine generelle Empfehlung für den Einsatz von Inline- Infusionsfiltern, da Studien bisher keinen Nachweis bezüglich einer Verbesserung der Infektionsraten (siehe: Infektion) erbrachten.

Selbst Anästhesisten, Intensivmediziner, Pharmazeuten und Hygieniker beurteilen ihren Nutzen unterschiedlich.

Aktuelle Ergebnisse stellt PANKNIN in seiner Arbeit: „Infusionsfilter: Gibt es neue wissenschaftliche Hinweise zu ihrem Nutzen?“ vor. Er kommt zu dem Ergebnis:„ Der Einsatz von Infusionsfiltern sollte heute zum Therapiestandard einer Intensivstation gehören“.

Die Herkunft der Partikel

Die Partikel sind unterschiedlicher Herkunft: Sie können innerhalb der industriellen Fertigung von parenteralen Lösungen auftreten. Gleiches gilt für den Fall der Herstellung von Infusionslösungen (Mischinfusionen) auf der Intensivstation, wenn aus Glas- oder Plastikampullen Einzelsubstanzen entnommen und in Trägerlösungen [injiziert werden. Auch Bestandteile von Gummisepten können so durch das Einstechen der Kanüle in die Infusionslösung „verschleppt“ werden. Handelt es sich um bakterielle Verunreinigungen, ist die Ursache immer ein unhygienisches Arbeiten.

Wie reagiert der menschliche Organismus auf Partikel?

Der menschliche Organismus reagiert nicht selten mit einer allergischen Reaktion( Allergie) und entsprechender Folgeerkrankungen. Daher sollte bei jedem Fieberschub unter einer Langzeitinfusionsbehandlung auch an eine Partikeleinschwemmung gedacht werden, die Endothelschäden verursachen kann. Als deren Folgeerkrankungen werden in der Literatur das ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome), Thrombosen, und das systemische inflammatorisches Syndrom diskutiert.

Was leisten Infusionsfilter

Infusionsfilter können „Verunreinigungen“ abfangen, wenn sie patientennah, also zwischen dem Infusionssystem und dem ZVK bzw. einem anderen venösen Zugang (Venöser Zugang), platziert werden. Sie werden nicht selten zum Schutz vor Pyogenen, der Einschwemmung von Partikeln, Gasblasen, Fetttropfen (aus der parenteralen Ernährung) (Parenterale Ernährung) und Mikroorganismen (Mikroorganismus) eingesetzt. Die Filterhersteller haben neben der Vermeidung von Komplikationen auch eine Kostensenkung durch längere Standzeiten der Infusionsgeräte errechnet und prognostizieren eine deutliche Arbeitsentlastung für Arzt und Pflege.

  • Zurückhaltung von Partikeln, Bakterien und Endotoxinen
  • Senkung der Phlebitisrate bei periphervenösen Venenverweilkanülen
  • Erkennung von Arzneimittelinkompatibilitäten durch Filterblokade

Filterauswahl

  • Nur Infusionsfilter mit einer Porenweite von 0,2 µm bieten einen verlässlichen Schutz vor Mikroorganismen. Filter der Porenweite 0,2 µm können, nach Herstellerangaben, problemlos bis zu 96 Stunden im Infusionssystem verbleiben. Nach diesem Zeitraum werden Filter und Infusionssystem komplett ausgetauscht. Hausinterne Abweichungen sind möglich.
  • Vor allem bei dauerhaften Gefäßzugängen( Mehrlumen ZVK), werden im Rahmen des Infusionskonzeptes vermehrt Endotoxin-Retentionsfilter eingesetzt. Die Porengröße beträgt auch hier 0,2 μm. Die Endotoxin-Retention wird durch die positive Aufladung der Filtermembran erreicht. Die von gramnegativen Bakterienstammenden toxischen Makromoleküle können so zuverlässig zurückgehalten werden.
  • Oftmals stellen bestimmte Medikamente (Zytostatika) besondere Anforderungen an die Übertragungssysteme. Für solche besonderen Anwendungen (z.B. bei der Gefahr der Auslösung von Weichmachern) gibt es spezielle Lösungen.
  • Für das Fachgebiet Neonatologie stehen besondere Filter zur Verfügung.
  • Speziell für die Verabreichung von Lipiden sind spezielle Filter im Einsatz, diese dienen in erster Linie zur Rückhaltung von Pilzen, Sporen, Partikeln und Luft. Die Porengröße beträgt hier 1,2 μm und garantiert in der Regel auch hohe Durchflussraten.
  • Spezielle Filter für kristalline Lösungen, Medikamente und Fettemulsionen werden ebenfalls angeboten.

Erfahrungen

Praktiker bestätigen: In der Einführungsphase führen Infusionsfilter immer zu Schwierigkeiten, bis das Handling sitzt. Darunter leiden besonders die Pflegekräfte. Nicht selten werden aus diesem Grund Infusionsfilter vorschnell wieder abgeschafft.

Insider wissen, dass folgende Arzneimittel nicht über Filter gegeben werden sollen, da sie zu Verstopfungen führen können: Insuline, Katecholamine, Antihypertonika, Konakion, Phenhydan. Dazu gehören auch Arzneimittelmischungen wie beispielsweise Cordarex und Cholspasmin, Lasix mit Euphyllin, Lasix mit Heparin oder Heparin mit Euphyllin.

Beachte: Mischspritzen sind heute eigentlich obsolet: Generell, und nicht nur beim Einsatz von Infusionsfiltern, sollte jedes Arzneimittel einzeln injiziert werden. Sämtliche Blutprodukte (EK, FFP, TK, ATIII, PPSB) und kolloidale Lösungen, wie z.B. Humanalbumin, HAES, Gelantine, Dextrane eigenen sich ebenfalls nicht für die Applikation via Allround-Filter.

Quellenangabe

  • Prävention Gefäßkatheter-assoziierter Infektionen. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch Institut
  • Hardy-Thorsten Panknin: Infusionsfilter: Gibt es neue wissenschaftliche Hinweise zu ihrem Nutzen? in Krankenhauspharmazie, 29, Nr.3, 2008, 97-104.
  • Kurt Wanka: Infusionsfiltereinsatz... in PflegeWiki
Stichworte: Infusion, ZVK
Fachgebiete: Intensivmedizin