Induziertes Erbrechen
Synonym: therapeutisches Erbrechen
Definition
Induziertes Erbrechen ist ein ärztlich ausgelöstes Erbrechen, das als Therapiemaßnahme bei einer akuten Intoxikation mit einem oral aufgenommenen Giftstoff eingesetzt wird.
Rationale
Durch induziertes Erbrechen versucht man, die Menge des inkorporierten Gifts und damit seine weitere Resorption zu vermindern. Die Maßnahme ist nur kurz nach der Aufnahme des Gifts sinnvoll, wenn das Gift nicht bereits in weiter distal gelegene Abschnitte des Gastrointestinaltrakts gelangt ist.
Durchführung
Das induzierte Erbrechen wird beim bewusstseinsklaren, kooperativen Patienten durch Gabe von Emetika ausgelöst. Angewendete Substanzen sind:
- Brecherregender Sirup (NRF 19.1): Auch Ipecacuanha-Sirup bzw. Sirupus emeticus genannt. Löst Erbrechen sowohl durch periphere als auch durch zentrale Mechanismen aus, siehe auch: Brechwurzel
- Apomorphin: Nur noch selten eingesetzt. Wirkt als zentraler D2-Rezeptoragonist in der Area postrema und weiteren Anteilen des Brechzentrums. Wird s.c. oder i.m. gegeben.
Stellenwert
Die routinemäßige Verabreichung von Brecherregendem Sirup bei der präklinischen Versorgung oder in der Notaufnahme sollte auf jeden Fall vermieden werden. Durch das induzierte Erbrechen können die Verabreichung von Aktivkohle, von oralen Antidota und eine Darmspülung verzögert oder deren Wirksamkeit verringert werden.[1][2][3]
Kontraindikationen
Das Auslösen von Erbrechen ist kontraindiziert[2][3]
- aufgrund der Aspirationsgefahr bei
- Kindern vor dem 6. Lebensmonat
- nicht kooperativen Patienten
- Bewusstseinsstörung
- Krampfbereitschaft (bekanntes Krampfleiden; krampfauslösende Noxen)
- Vergiftungen mit Tensiden (Schaumbildung)
- Vergiftungen mit Kohlenwasserstoffen (Lösungsmittel, Lampenöl, Petroleum)
- bei Vergiftungen mit Säuren oder Laugen (Zweitkontakt mit Ösophagus und Mundraum kann zusätzliche Läsionen auslösen; zusätzlich Aspirationsgefahr)
- bei einer instabilen respiratorischen oder kardialen Situation
Das Auslösen von Erbrechen mit gesättigter Kochsalzlösung ist grundsätzlich kontraindiziert.
Quellen
- ↑ Krenzelok EP et al. Position statement: ipecac syrup. AACT; EAPCCT. J Toxicol Clin Toxicol. 1997
- ↑ 2,0 2,1 Position paper: Ipecac syrup. J Toxicol Clin Toxicol. 2004
- ↑ 3,0 3,1 Höjer J et al. Position paper update: ipecac syrup for gastrointestinal decontamination. Clin Toxicol (Phila). 2013
Literatur
- Heinemeyer G, Fabian U. Der Vergiftungs- und Drogennotfall. 3. Aufl., Berlin, Wiesbaden 1997
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