Immunmediierte Keratitis (Pferd)
Synonyme: IMMK, nichtulzerative Hornhautentzündung, nichtulzerative Keratitis
Definition
Der Begriff immunmediierte Keratitis beschreibt beim Pferd eine heterogene Gruppe von primär nicht-ulzerativen Keratitiden, die vermutlich auf eine immunbedingte Entzündung zurückzuführen sind.
Ätiologie
Die Ätiologie der immunmediierten Keratitis ist derzeit (2021) noch nicht vollständig geklärt. Auffällig ist, dass PCR-Untersuchungen bei erkrankten Pferden häufig virale DNA von EHV-2 bzw. EHV-5 nachweisen. Ein kausaler Zusammenhang mit einer Virusinfektion ist derzeit noch umstritten, wird jedoch vermutet. Rasse-, Geschlechts- oder Altersprädispositionen konnten bisher nicht nachgewiesen werden.
Pathogenese
Bei der immunmediierten Keratitis können verschiedene Formen differenziert werden, die sich insbesondere in der Tiefe der Hornhautläsionen (epithelial, oberflächliches Stroma, mittleres Stroma, Endothel) und der Art der zellulären Infiltration unterscheiden. Allen Ausprägungsformen ist ein chronischer, in Schüben auftretender Krankheitsverlauf gemeinsam, wobei zwischen den einzelnen Schüben Wochen bis Monate liegen können.
Klinik
Epitheliale Verlaufsformen zeichnen sich durch multifokale, punktförmige epitheliale Trübungen aus, die von einem Mikroödem umgeben sind. Eine Anfärbung mittels Fluorescein gelingt in der Regel nicht, wohingegen Färbungen mit Bengalrosa oder Lissamingrün häufig positiv sind.
Bei der stromalen immunmediierten Keratitis treten im Hornhautstroma zelluläre Infiltrate auf, die von einem Ödem und Neovaskularisation begleitet werden. Endotheliale Formen hingegen sind durch Ödeme und Blutgefäßeinsprossungen in allen Schichten des Stromas gekennzeichnet.
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfolgt anhand der klinischen Symptome und unter Ausschluss anderer Augenerkrankungen (z.B. ulzerative Keratitis, Abrasio corneae, Equine rezidivierende Uveitis etc.).
Therapie
Die Behandlung ist unter Berücksichtigung der verschiedenen Verlaufsformen durchzuführen. Glukokortikoide (z.B. Dexamethason) werden lokal in Abhängigkeit von der klinischen Ausprägung angewendet. Eine prophylaktische Gabe von antibiotischen Augensalben kann während der Glukokortikoid-Gabe sinnvoll sein. Antivirale Medikamente (z.B. Ganciclovir) haben sich ebenso als hilfreich erwiesen. Die Wirksamkeit von Ciclosporin-haltigen Augensalben wird aufgrund der eher geringen Penetration in die Hornhaut diskutiert.
Bei Erkrankungen in tiefen Schichten der Hornhaut kann eine systemische Verabreichung von NSAIDs (z.B. Flunixin-Meglumin 1,1 mg/kgKG SID i.v.) und/oder eine chirurgischer Eingriff im Sinne einer Keratektomien notwendig sein.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6