Idiopathisches peripheres Vestibularsyndrom (Hund)
Synonym: Geriatrisches peripheres Vestibularsyndrom
Definition
Als idiopatisches bzw. geriatrisches peripheres Vestibularsyndrom bezeichnet man eine akute und nicht progressive Erkrankung des peripheren Vestibularsystems beim Hund.
Vorkommen
Das geriatrisches periphere Vestibularsyndrom betrifft vorwiegend großrassige Hunde, die älter als acht Jahre sind. Aufgrund der Klinik wird die Erkrankung fälschlicherweise oftmals auch als "Schlaganfall" eingeordnet.
Ätiopathogenese
Sowohl die Ätiologie als auch die Pathogenese sind bislang (2022) noch nicht vollständig geklärt. Auslöser der Symptome ist vermutlich eine Störung der Endolymphe.
Klinik
Das idiopathische periphere Vestibularsyndrom geht mit perakut einsetzenden und schweren peripheren Vestibularsymptomen einher. Betroffene Tiere zeigen eine hochgradige Ataxie ohne Horner-Syndrom und Fazialislähmung. Klassisch ist ein horizontaler oder auch rotatorischer Nystagmus. Aufgrund der Schwindelsymptomatik leiden die Hunde an starker Übelkeit, Erbrechen und großer Verwirrtheit.
Die Symptome bessern sich meist innerhalb der ersten drei Tage.
Differenzialdiagnose
Mögliche Differenzialdiagnosen sind auszuschließen, z.B. eine Otitis media bzw. interna, ototoxische Medikamente oder hypothyreotische Neuropathien.
Diagnose
Therapie
Eine Therapie ist nur palliativ bzw. supportiv möglich. Mittels Dauertropfinfusion (initial 4-5 ml/kgKG/Stunde, anschließend 2-3 ml/kgKG/Stunde) sind die Hunde zu rehydrieren, an einen ruhigen Ort zu verbringen und weich zu betten. Parallel dazu sind potente Antiemetika (z.B. Maropitant 2 mg/kgKG 1 bis 2 mal täglich i.v.), antivertiginöse Medikamente (z.B. Dimenhydrinat 4-8 mg/kgKG 3 mal täglich p.o.) und bei Bedarf auch Sedativa (z.B. Diazepam 0,1-0,5 mg/kgKG i.v.) zu verabreichen.
Durch die Gabe von Propentofyllin (3 mg/kgKG 2 mal täglich p.o.) kann zusätzlich die Durchblutung im Gehirn sowie Innenohr gefördert und die Symptomatik verbessert werden. Mögliche Grunderkrankungen (z.B. Hypothyreose) sind entsprechend zu behandeln.
Prognose
Die Erkrankung ist häufig selbstlimitierend. Nach zwei bis drei Wochen zeigt sich oftmals eine deutliche Besserung. Rezidive und bleibende Kopfschiefhaltung sind jedoch möglich.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3