Nabelhernie
Synonyme: Hernia umbilicalis et paraumbilicalis, Nabelbruch, Bauchnabelhernie
Englisch: umbilical hernia
Definition
Nabelhernien sind im Säuglingsalter oder im Erwachsenenalter auftretende Hernien in der Nabelgegend. Sie unterscheiden sich bezüglich Pathogenese, Klinik und Therapie grundsätzlich von anderen Hernien, sodass sie getrennt zu behandeln sind.
Von der Nabelhernie abzugrenzen ist der physiologische Nabelbruch während der Embryonalzeit.
Nabelhernie im Säuglingsalter
Die Nabelhernie ist bei Säuglingen mit einem Geburtsgewicht unterhalb 1.500 g als physiologisch zu betrachten. Ihre Inzidenz nimmt mit steigendem Geburtsgewicht ab, sodass sie bei einem Geburtsgewicht über 3.000 g nur noch selten vorkommt. In Abgrenzung zur Omphalozele liegt bei der Nabelhernie eine ansonsten normal ausgebildete Bauchwand vor.
Pathogenese
Normalerweise bildet sich nach Absetzen der Nabelschnur mit der Geburt die aus festem Bindegewebe bestehtende Nabelplatte aus, die von Haut überwachsen wird und für einen Verschluss des Nabels sorgt. Bei dystrophen Säuglingen und Frühgeborenen weist die Nabelplatte häufig einen größeren zentralen Defekt auf, sodass sich das Peritoneum durch diesen Defekt hervorstülpen kann.
Klinik
Beim Pressen des Säuglings oder bei entsprechender Haltung der Schwerkraft folgend, wölbt sich aus dem Nabel der Bruchsack hervor. Dieser entspricht in seiner Größe dem zugrundeliegenden Nabelplattendefekt.
Der Bruchsack lässt sich in der Regel gut tasten und der Inhalt (meist Omentum majus, bei größeren Brüchen auch Darm) beurteilen. Eine Reposition gelingt in der Regel mühelos, Inkarzerationen sind zumindest bei kleinen Nabelhernien sehr selten, da der Bruchspalt in der Regel groß genug ist. Der Bruchspalt lässt sich mit dem Finger austasten und der Befund so objektivieren. Durch eine Sonographie können weitere Rückschlüsse auf den Inhalt des Bruchsackes gezogen werden.
Therapie
Eine Nabelhernie ist keine dringliche OP-Indikation. Bis zur Vollendung des 1. Lebensjahres kann insbesondere bei kleinen Nabelhernien zugewartet werden. Ein Spontanverschluss ist häufig.
Indikation für ein dringlicheres Vorgehen sind das Vorliegen großer Nabelhernien mit abdominellen Organen im Bruchsack. Bei diesen kann es eher zu einer Inkarzeration kommen. Weiterhin sollte bei einem ausbleibenden Spontanverschluss mit Vollendung des 1. Lebensjahres nicht weiter zugewartet werden.
Das therapeutische Vorgehen umfasst die Darstellung und Abtragung des Bruchsacks, den Verschluss der Bruchlücke durch Naht der Faszie und Rekonstruktion des Nabels mit Anheftung des Nabelbands an die Faszie. Die Langzeitergebnisse sind sowohl medizinisch als auch kosmetisch sehr gut.
Nabelhernie im Erwachsenenalter
Die Nabelhernie im Erwachsenenalter ist eine Hernie mit Durchtrittspforte am Anulus umbilicalis. Frauen sind im Erwachsenenalter häufiger betroffen als Männer, prädisponierend sind Adipositas, Aszites (chronische Druckbelastung) und starke körperliche Anstrengung. Bei Frauen sind die Schwangerschaft bzw. mehrfache zurückliegende Schwangerschaften zusätzliche prädisponierende Faktoren.
Klinik
Es besteht ein lokalisierter Schmerz im Nabelbereich bei geschwollenem und gerötetem Nabel. Je nach Größe des Bruchsackes befinden sich bei Palpation Anteile des Omentum majus oder auch Anteile von Dünndarm oder Dickdarm im Bruchsack.
Therapie
Nabelhernien sind bei Erwachsenen in der Regel nur operativ zu beherrschen. Eine dauerhafte Reposition ist aufgrund von Verwachsungen in der Nabelgegend selten durchführbar, Inkarzeration droht. Zudem beeinträchtigen die Schmerzen das Wohlbefinden stark. Eine konservative Führung sollte nur bei hohem Operationsrisiko erwogen werden.
Bei der Operation wird der Bruchsack abgetragen und die Bruchlücke mit einer Fasziendopplung und kräftiger Naht verschlossen. Die Einlage eines Netzes (z.B. Intraperitoneales Onlay-Mesh) erfolgt in der Regel erst bei einem Rezidiv.