Kardiomyotomie
Synonyme: Heller-Kardiomyotomie, Heller-Myotomie, Myotomie nach Heller
Englisch: cardiomyotomy, Heller Procedure
Definition
Die Kardiomyotomie ist ein operatives Verfahren zur Therapie der Ösophagusachalasie. Dabei erfolgt eine Längsspaltung der zirkulären Muskulatur am gastroösophagealen Übergang unter Schonung der Mukosa. Durch die Drucksenkung im unteren Ösophagussphinkter nimmt die Dysphagie ab.
Hintergrund
Die Ösophagusachalasie ist eine Motilitätsstörung, bei der Peristaltik und die koordinierte Relaxation des unteren Ösophagussphinkters gestört ist. Seit der Erstbeschreibung durch Ernst Heller gilt die Myotomie an der Kardia — neben pneumatischer Dilatation und POEM — als etablierter chirurgischer Goldstandard.
Durch Spaltung der hypertensiven Sphinktermuskulatur wird der intraluminale Druck und Widerstand im Bereich des unteren Ösophagussphinkters reduziert. Die Nahrung kann dadurch vorwiegend durch Schwerkraft in den Magen abfließen, wodurch Dysphagie, Regurgitation und Brustschmerzen deutlich abnehmen.
Vorgehen
Standard ist heute die minimal‑invasiv laparoskopische Heller‑Kardiomyotomie in Vollnarkose. Alternativ sind offene oder robotisch-assistierte Verfahren möglich. Intraoperativ wird die zirkuläre Muskelschicht sowohl auf ösophagealer als auch auf gastraler Spinkter-Seite bis auf die Mukosa gespalten. Um postoperative Refluxbeschwerden zu verhindern, wird häufig anschließend eine partielle Fundoplikatio durchgeführt.
Das postoperative Management umfasst einen vorsichtigen Kostaufbau nach radiologischer Kontrastmittelkontrolle zum Ausschluss einer Leckage. Zudem ist eine protektive PPI‑Therapie üblich.
Indikation
- Ösophagusachalasie (insbesondere komplexe oder spastische Formen)
- Achalasie mit Versagen oder Rezidiv nach konservativer/endoskopischer Therapie
- andere distale Ösophagusmotilitätsstörungen
Komplikation
- Ösophagus‑/Magenperforation
- Gastroösophagealer Reflux oder Refluxösophagitis
- Narbenstenosen
- Progression zum Megaösophagus (selten)