Hallux valgus
Synonyme: Ballenfuß, Schiefzehe
Definition
Als Hallux valgus bezeichnet man eine Deformität der Großzehe, bei der es zu einer Valgusstellung im Großzehengrundgelenk kommt.
- ICD10-Code: M20.1
Morphologie
Die Großzehe ist im Grundgelenk nach lateral abgewinkelt – die Basis der Großzehe weist nach medial, die Spitze nach lateral. Mit der Abwinkelung der Großzehe ist eine Abspreizung des 1. Metatarsalknochens nach medial verbunden (Metatarsus primus varus). Der Kopf des 1. Metatarsalknochens drückt von innen gegen die Haut und den darunter befindlichen Schleimbeutel.
Pathogenese
Beim Hallux valgus wird eine multifaktorielle Genese angenommen.[1] Er wird meist durch eine Dysbalance der extrinsischen und intrinsischen Fußmuskeln verursacht.
Meist entsteht der Hallux valgus auf der Basis eines Spreizfußes. Durch das Auseinanderweichen der Mittelfußstrahlen beim Spreizfuß sinkt das vordere Fußgewölbe ab und der Ballenbereich verbreitert sich. Die dadurch funktionell verkürzte Sehne des Musculus adductor hallucis zieht den proximalen Anteil der Großzehe nach lateral, wodurch es zu einem Einschwenken der Zehe kommt.
Dadurch verlaufen die Sehnen der anderen Zehenbeuger und -strecker nicht mehr zentral über das Gelenk, sondern weiter lateral und ziehen die Großzehe weiter in die Fehlstellung. Die stellungsstabilisierende Wirkung des Musculus adductor hallucis erlischt, der Zeh wird fortan proniert und gebeugt.
Neben den erblich bedingten Faktoren wird die Entstehung eines Hallux valgus durch folgende Faktoren gefördert:
- Tragen von vorne spitz zulaufenden Schuhen
- ungenügendes Training der Fußmuskulatur
Seltener entsteht ein Hallux valgus als Folge einer Traumatisierung oder einer rheumatisch bedingten Arthrose.
Symptome
Der Großzehenballen tritt prominent am Fußinnenrand hervor, und es entwickeln sich schmerzhafte Druckstellen und Bursitiden. Es bestehen meist deutliche Hyperkeratosen. Zusätzlich kann es zu Hammer- und Krallenzehen kommen.
Der Hallux valgus kann auf den ersten Blick eine Exostose des Metatarsalknochens vortäuschen.
Therapie
Ein Hallux valgus wird durch das Tragen spezieller Orthesen (z.B. Hallux-valgus-Nachtschiene) oder Schlaufensandalen behandelt. Schlaufensandalen ziehen die Großzehe in Überkorrekturstellung.
Effektiv ist diese Form der Behandlung vor allem bei im Wachstum befindlichen Jugendlichen. Ergänzend erfolgen krankengymnastische Übungen zur funktionellen Stärkung der Fußmuskeln und Mobilisierung des Großzehgrundgelenks.
Ältere Patienten werden zum vermehrten Barfußlaufen auf weichen Ebenen ermuntert. Vom Tragen von vorne spitz zulaufenden oder fersenseitig erhöhten Schuhen wird abgeraten. Spezielle Einlagen und die Verordnung von orthopädischen Schuhen können die Progression weiter verlangsamen.
Unbehandelt nimmt die Schwere der Deformierung mit dem Alter weiter zu. Durch Subluxation der Großzehe kann es zu einer Arthrose des Grundgelenkes kommen. Weiterhin können Druckstellen und Schwielen entstehen und Beschwerden verursachen.
In solchen Fällen ist die Indikation zur operativen Behandlung gegeben. Gängige Operationsverfahren sind:
- Operation nach Brandes
- Operation nach Austin
- Operation nach McBride
- Operation nach Keller-Brandes
- keilförmige Osteotomie und Lateralisierung des 1. Mittelfußknochens
- operative Versteifung (Anlage einer Arthrodese)
- Großzehengrundgelenksprothese
Quelle
- ↑ Arbab. Hallux valgus. Individuelle Konzepte gefragt. Medical Tribune, abgerufen am 19.09.2024