HIV-2
Definition
HIV-2, für humanes Immundefizienzvirus 2, ist - wie HIV-1 - ein HI-Virus, das zur Gattung der Lentiviren in der Familie der Retroviren gehört. Eine Infektion kann die Immundefizienzerkrankung AIDS auslösen.
Historisches
Das HIV-2-Virus wurde im Jahr 1986 zum ersten Mal aus westafrikanischen AIDS-Patienten isoliert.
Epidemiologie
HIV-2 kommt vorwiegend in Westafrika vor. Innerhalb Europas findet sich die höchste Inzidenz in Portugal und Frankreich, in Deutschland sind Infektionen mit dem HIV-2 Virus mit einem Anteil von ca. 0,5 % an allen Neudiagnosen eine Ausnahme. Das einzige Erregerreservoir ist der Mensch. Doppelinfektionen mit HIV-1 sind möglich.
Ätiologie
Wie HIV-1 ist HIV-2 am ehesten vom Affen auf den Menschen übergegangen und zählt damit zu den Zoonosen. Ein mit HIV-2 eng verwandter Subtyp des SI-Virus wurden in Mangabenaffen gefunden.
Vergleich mit HIV-1
Morphologie
Morphologisch lassen sich die beiden HIV-Typen nicht unterscheiden.
Genetik
Das Virusgenom von HIV-2 besteht aus bis zu 9.800 Nukleotiden, während das von HIV-1 9.200 bis 9.600 Nukleotide beinhaltet. HIV-2 besitzt statt des vpu-Gens ein vpx-Gen (vgl. Gene des HI-Virus.
Eine Einteilung verschiedener Virusisolate wird beim HIV-2 in die Subtypen A-G (statt in Gruppen) vorgenommen.
Klinik
HIV-2 ist mit einer geringeren Viruslast assoziiert und weist eine geringere Transmissionsrate und Pathogenität auf. Die Manifestation von AIDS ist oft zeitlich verzögert.
Eine mögliche Infektion mit HIV-2 sollte in Erwägung gezogen werden, wenn der HIV-Suchtest positiv ist, die Viruslast jedoch gering oder nicht nachweisbar.
Diagnostik
Suchtest
Die in Deutschland gängigen ELISA-Verfahren, die als Suchtest zur Anwendung kommen, erkennen sowohl HIV-1- als auch HIV-2-spezifische Antikörper. Aufgrund der niedrigen Viruslast kann es jedoch zu einem verzögerten Anstieg des Antikörper-Titers kommen. Daher können bei einem frühzeitig nach Exposition erfolgten Suchtest falsch-negative Ergebnisse vorkommen.
Bestätigungstest
Zur Differenzierung nutzt man in erster Linie spezifische Immunoblots. Um eine Kreuzreaktion aufgrund der engen Verwandschaft auszuschließen, kommt eine typspezifische RT-PCR als Nukleinsäureamplifikationstest (NAT) zum Einsatz. Da kommerzielle NATs für den quantitativen Nachweis von HIV-2 aktuell (2021) jedoch nicht zur Verfügung stehen, erfolgt meist zunächst eine serologische Untersuchung. Besteht der Verdacht anschließend weiterhin, wird der NAT in einem virologischen Speziallabor durchgeführt.
Literatur
- RKI-Ratgeber: HIV-Infektion/AIDS Stand 2018, abgerufen am 29.06.2021
- Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit: Humanes Immunschwächevirus (HIV) Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz, 2004